Papyrolyse

Dreiundsechzig Minuten.
Puh, das war eine schwere Geburt!
Aber jetzt liegt es vor mir, frisch gedruckt und strahlt mich an: das Formular, welches ich morgen höchstpersönlich mit eigenhändig handschriftlicher Signatur beim Amt für irgendwas einreichen darf.
Nein, das Amt für irgendwas nimmt keine Emails entgegen. Nein, das Formular muss von der Webseite des Amtes für irgendwas runtergeladen, dann handschriftlich ausgefüllt und unterschrieben werden, PDF’s auf Sticks oder CDs werden nicht akzeptiert, genausowenig wie rein handschriftliche Schriftstücke auf denen dann so etwas steht wie “Hiermit bestätige ich, König Medizynicus in höchsteigener Person, dass ich dieses und jenes will und dieses und jenes richtig ist.” Geht nicht. Es muss das vorgeschriebene Formular sein, in papierener Form, wobei sowohl Papier als auch Druckertinte von mir zu bezahlen sind, wie ich nur nebenbei feststellen möchte.
Wo denn das Problem ist?
Tja… der letzte Drucker, den ich mir vor gefühlten siebzehneinhalb Jahren gekauft habe, der steht nämlich in kaputter Form im hinterletzten Kellerregal. Okay, von da kann man ihn auch wieder zurückholen, entstauben und – nachdem man ein geeignetes Kabel gesucht und gefunden hat – auch anzustöpseln versuchen.
Geht nicht.
Warum?
Isse kaputt. Isse so.
War ein Versuch. Also weiter im Text.
Wozu hat man Freunde? Sogar Freunde mit Druckern. Also hinfahren. Anstöpseln. Geht nicht. Warum? Isse so. Hatten wir schon. Aber nix kaputt, nur nix Treiber. Wo gibts Treiber? Im Internet, wo sonst! Mussu suchen. Mussu runterladen, im Bad Dingenskirchener Turbo-Internet kann sowas schonmal eine halbe Stunde dauern, ist halt so. Mussu installieren. Jetzt stürzt der Computer ab. Dann ist die Tinte leer… nee fast leer, einer geht noch, wunderbar!
Und morgen gehe ich mit meinem Baby dann zum Amt für Irgendwas, wo sie es dann einscannen – oder noch besser handstenotypistisch eintipen werden um es in ihre Eh Deh Fau zu überführen.
Weiter so. Was täten wir denn bloß ohne das gute, alte Papier!
Irgendein kluger Mensch – ich glaube es war Stanislaw Lem (kennt den eigentlich noch irgendwer?) hat mal einen klugen Roman geschrieben, da tauchte ein geheimnisvolles fieses Virus aus dem Weltall auf (oder so ähnlich), welches binnen kürzester Zeit jeden Fetzen Papier auf der Erde vernichtet und sonst nichts weiter angerichtet hat. Logisch, dass diese, als Papyroloyse bekannte Katastrophe die unmittelbare Auslöschung der menschlichen Zivilisation zur Folge hatte.

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