entgegen aller unkenrufe aus der presse, wenn wiedermal eine pflegefamilie eine jessica oder einen kevin verpflegt hat, habe ich doch einen heidenrespekt vor allen paaren, die eine pflegschaft annehmen – egal in welchem alter das kind gerade ist. bei großen kindern sind diese anders durch andere geprägt, und stammen oft aus sehr schwierigen familien, bei säuglingen ist die emotionale bindung enorm gross, wenn man das kind wieder “abgeben” muß. und auch diese kinder sind oft vorgeprägt: durch alkohol oder drogen der schwangeren, durch verlassende kindsväter oder seltsamen kulturvorstellungen.
ich betreue eine familie, deren “eltern” in den letzten vier jahren vier kinder gepflegt haben, stets von kurz nach geburt bis kurz nach dem ersten lebensjahr, wenn die kinder jeweils zurück zur kindsmutter zurückvermittelt wurden. das ist immer ein großer schmerz, ganz nah am verlust eines eigenen kindes. diese “meine familie” trägt das stets intrafamiliär mit viel stärke in einer stabilen partnerschaft und zwei großen kinder, die ihre eltern stützen.
die pflegemutter hat schon alles miterlebt: kennt sich aus mit behörden, den vormundschafts-beamten aus dem jugendamt, mit leiblichen müttern, mit gut meinenden freunden, die ihnen die pflegschaft stets aufs neue ausreden wollen. aber es gibt doch auch für diese erfahrenen immer auch überraschungen:
ich: “und die nächste vorsorge ist die u4, vorher starten wir die ersten impfungen. kennen sie schon von den anderen.”
pflegemama: “klar. kein problem. probleme macht nur die vormundstante.” sie drückt sich sonst nicht so aus.
ich: “wieso, wo ist das problem?”
pflegemama: “naja. sie wissen ja, dass wir in der pflegschaft bei medizinischen entscheidungen immer auch den vormund informieren müssen. eher um erlaubnis fragen sollen.”
ich: “ja?”
pflegemama: “das habe ich dann diesmal auch gemacht, und früher war das immer die frau soundso, mit der gabs keine probleme, aber die ist weggezogen und jetzt macht das frau pipapo. und wissen sie, was die gesagt hat?”
wusste ich nicht.
“dass man doch besser nicht so früh impfen solle. und das sei alles gar nicht gut für das immunsystem. und die entwicklung des kindes überhaupt. und überhaupt. ich dachte, ich unterhalte mich mit meiner esoterikfreundin von nebenan, die mit dem batikrock und den kügelchen bei jedem schnüpfchen.”
ich: “wow. toll. das heißt, die vom staat eingesetzte vormundschaftskraft über ein kind hier verweigert ihnen die zustimmung zu den vom staat empfohlenen impfungen?”
“ganz genau. ich habe dann gleich an ihre verantwortung appelliert, aber die hat nur so getan, als würde ich an dem kind teufelswerk vollbringen.”
“wie vereinbart sich das mit der gesellschaftlichen aufgabe, die ein vormund hat?”
“das frage ich mich auch.”
was war das ende der geschichte? ich bot an, zum telefon zu greifen – die entsprechende wut hatte ich im bauch – aber pflegemama wollte das alleine regeln. hat sie auch. und sich an den leiter des jugendamtes gewandt. jetzt wirds bobele vormundschaftlich von jemand anderes betreut.