Windpocken – Risiko für Erwachsene

Warum Windpocken nicht als „typische Kinderkrankheit“ abgetan werden sollten. Windpocken zählen zu einer ebenso gängigen wie lästigen Krankheit, die sich zunächst in Rötungen der Oberhaut (Epidermis) und darauf folgend in juckenden Bläschen sowie Verkrustung äußert. Überträger ist der Varizellen-Zoster-Virus, der meist durch Tröpfcheninfektion verbreitet wird.

Nach dem deutschen Infektionsschutzgesetz besteht bei Windpocken übrigens Meldepflicht. Das Robert-Koch-Institut oder auch die Ständige Impfkommission raten dazu, die empfohlene zweiteilige Schutzimpfung im Alter von etwa 12 bis 14 Monaten erstmalig durchzuführen.

Geringe Luftfeuchtigkeit und Temperaturen um die fünf Grad Celsius begünstigen eine Infektion via Tröpfchen, weshalb die Übergangszeit von Winter auf Frühjahr als Hochphase der Ansteckung gilt. Die Inkubationszeit beträgt rund zwei Wochen, nach Ausbruch der Windpocken sind Patienten für gut eine Woche infektiös. Details zu Symptomen, Krankheitsverlauf und Therapie können Sie dem Windpocken Ratgeber entnehmen.

Wer den kompletten Krankheitsverlauf der Windpocken durchlebt hat, entwickelt im Regelfall gegenüber den Viren eine lebenslange Immunität. So weit, so bekannt. Die hoch ansteckende Erkrankung (Infektionsquote von 90%) galt lange Zeit als „typische Kinderkrankheit“, doch Erwachsene sind davor nicht gefeit! Überspitzt formuliert: Den Viren ist das Attribut „Kinderkrankheit“ herzlich egal.

Das Tückische ist, dass Windpocken im Erwachsenenalter meist deutlich schwerer auftreten und ein Übergreifen auf die Schleimhäute als wahrscheinlich gilt. Mitunter sind sogar Komplikationen bis hin zur Gehirnentzündung (Enzephalitis, teils auch Meningoenzephalitis), Lungenentzündung (Pneumonie) oder Gürtelrose (Herpes Zoster) möglich!

Im letzteren Fall verbleiben die Varizellen subversiv in den Nervenbahnen und reaktivieren – oft etliche Monate oder Jahre später! – bei geschwächtem Immunsystem und/oder Stresssituationen eine schmerzhafte Entzündung oder Hautausschlag. Selbst nach Abheilung der äußerlich sichtbaren Gürtelrose klagen Patienten über anhaltende Schmerzen im Areal des betroffenen Nervs durch diese „stummen Viren“.

Laut Schätzungen des Robert-Koch-Instituts erkrankt jeder fünfte Erwachsene mit Windpocken an einer Lungenentzündung, jährlich dürften in Deutschland bis zu 40 Erwachsene der vermeintlichen „Kinderkrankheit“ erliegen. Dieses Risiko sowie die heimtückischen Abwehrreaktionen auf die „Schläfer“, die im Körper verbliebenen Varizellen, machen deutlich, dass Windpocken keine leichtfertige Erkrankung sind.

Während bei Kindern juckreizstillende Salben als Medikation bis zum selbstständigen Abklingen der Windpocken im Regelfall ausreichen, ist die Behandlung im Erwachsenenalter leider nach wie vor problematisch. Virostatische Medikamente zeigen oft unerwünschte Nebenwirkungen, weshalb derzeit an Wirkstoffen geforscht wird, die den Zoster-Virus effektiver als bisher bekämpfen sollen.

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