Balintgruppen und Ballermann

Also, wo war ich stehen geblieben?
Der Blog ist sowas wie meine Balintgruppe, hab ich gestern gesagt. Ja, und die Blitzmerker unter Euch, die wissen natürlich genau, was ich damit meine, aber vielleicht liest ja hier auch der eine oder andere mit, der nicht weiß, was eine Balintgruppe ist.
Natürlich kann man diese Wissenslücke schließen und da nachlesen, wo man alles nachlesen kann. Braucht Ihr aber gar nicht. Ich erklär‘s Euch.
Also Balintgruppen.
Uns Ärzte gibt‘s bekanntlich in allen möglichen Formen, Größen und Farbschattierungen. Zwischen dem was die Kollegen aus den verschiedenen Fachrichtungen machen, mag es große Unterschiede geben, aber eines haben wir (fast) alle gemeinsam: Wir machen etwas mit unseren Patienten.
Und die Patienten machen etwas mit uns. Selbst die Abgebrühtesten unter uns können nicht verleugnen, dass wir in unserem Job hin und wieder Geschichten erleben, an denen wir ganz schön zu knabbern haben. Und damit aus dem Knabbern kein Burnout wird kann man zur Balintgruppe gehen.
Eine Balintgruppe ist eine ziemlich ernste Angelegenheit. Man sitzt im Kreis, einer redet offen und frei von der Leber weg, die anderen hören zu und geben dann irgendwie ihren Senf dazu. Und dann ist da noch ein Psychotherapeut dabei und der passt auf, dass es da mit rechten Dingen zugeht…. oder so ähnlich. So genau weiß ich das nicht, ich war nämlich noch nie dabei.
Einmal allerdings war ich nahe dran.
Da wollte ich mich nämlich fortbilden.
Nun habe ich Euch ja früher schon einmal erzählt, dass Bad Dingenskirchen nicht gerade der Nabel der Welt ist. Bad Dingenskirchen liegt tief in der Provinz – und zwar in der allertiefsten und allerprovinzigsten Provinz und wenn man von hier zur Balintgruppe will, dann muss man sich nach einem langen und anstrengenden Arbeitstag auf Station ins Auto setzen und in die große, große Stadt fahren… so eine, zwei oder drei Stunden lang, je nach Verkehrslage. Und spät nachts den ganzen Weg wieder zurück. Und am nächsten Morgen wieder raus. Und das ganze wieder und wieder, bei Schnee und Regen, bei Glatteis und Hagelsturm… ist halt so. Oder gibt‘s eine Alternative?
Oh ja, die gibts: Zwei Wochen Intensivbalintgruppe von morgens bis abends, auf einer Finca auf Mallorca.
Muss ich noch erklären, welche Variante ich bevorzugen würde?
Nun ist die Sache allerdings nicht ganz einfach…. denn schließlich will ich mich fortbilden, also ich will am Ende meiner Teilnahme einen Stempel kriegen für mein Geld. Also ein kurzer Anruf bei den zuständigen Bürokraten – Antwort negativ. Stempel gibts nicht für Malle.
Tja, dann hat‘s auch keinen Zweck, mir meinen wertvollen Urlaub von bedeutungsschwerem Balintgelaber vermiesen zu lassen, also wenn schon Malle, dann lieber Sommer, Sonner und Ball… äh, also sportliche Aktivitäten und Kultur und so.
Bin letztendlich also gar nicht hingefahren.
Bloggen ist billiger.

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