(P. Köhler) Die Pressemitteilung fasst es knapp zusammen: im Jahr 2007 habe es durchschnittlich 17 Arztkontakte pro GKV-Versicherten gegeben. in Sechstel der Patienten, d.h. alte und chronisch kranke Menschen, nahmen dabei 50% aller Arztkontakte in Anspruch. Ein Viertel der Kassenmitglieder gehe bis zu 4 Mal im Jahr zum Arzt, ein zweites Viertel komme auf höchstens 10 und ein drittes Viertel auf max. 22 Besuche. Das letzte Viertel habe pro Jahr durchschnittlich 40 Arztbesuche.
Demnach hat die Praxisgebühr also gar nichts bewirkt außer Bürokratie.
Die dezidierte Meinung der Ärzteschaft zum an uns delegierten Inkasso der Kassen brauche ich hier wohl nicht wiederzugeben…
Die ausführliche Antwort der Bundesregierung vom 29.2.12 auf die Kleine Anfrage der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, Bundestagsdrucksache 17/8646, erklärt das genauer und nimmt auch auf eine ältere Antwort Bezug. Quelle der Daten sei eine Stichprobe des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung: Arztkontakte im Jahr 2007.
Für mich ist beim Lesen dieser Dokumente besonders bemerkenswert: Amtliche Statistiken über die Zahl und den Anlass von Arztbesuchen gibt es überhaupt nicht, obwohl wir seit Jahren einen Wust von Meldedaten an die KV senden.
Das Regierungshandeln stüzt sich nur auf inoffizielle Studien aus verschiedenen Quellen, z.B. das ZI oder die Bertelsmann-Stiftung. Der Effekt der Praxisgebühr war demzufolge minimal. Insgesamt sei die Zahl der Arztbesuche nur in den Jahren 2004 und 2005 um ca. 10 % gesunken, seither haben sich die Zahlen aber erholt.
Im internationalen Vergleich soll man statt Arztbesuchen "Konsultationen" (Behandlungsfälle) zählen. Nach Erhebungen der OECD
seien es in Deutschland 8.5 Behandlungsfälle pro Einwohner und Jahr (OECD-Durchschnitt 6.5); wir liegen also im oberen Drittel der Mitgliedsstaaten. Die Zahlen, die ich auf der OECD-Seite "Gesundheit auf einen Blick" 2011 gefunden habe, sind ein bißchen anders (8.2 bzw. 6.5 Consultations pro Einwohner); vielleicht bezieht sich die Bundesregierung auf eine andere Veröffentlichung.
Vielleicht steigt die Anzahl der Konsultationen über die Jahre langsam an. 2007 waren es noch 7.0 Konsultationen pro Jahr, jetzt mehr als 8. Die Statistiken sind schwer zu vergleichen und zu interpretieren. Sicher ist nur, dass eine merkbare Abnahme der Patienten mit der Praxisgebühr nicht eingetreten ist – genau wie wir es in unseren Praxen täglich beobachten.