Es ist ein stürmisch-regnerischer Sonntagnachmittag in Bad Dingenskirchen, der Wind heult ums Haus und was tut man? Macht sich ‘ne Kanne Earl Grey, holt sich eine Packung seiner Lieblingskekse und verkrümelt sich mit einem guten Krimi in seinen Lieblingslesesessel.
Gute Krimis mag ich.
Gute Krimis sind zunächst einmal Krimis, die nicht in New York, L.A. oder Miami spielen.
Gute Krimis haben einen gut geplanten Plot und jede Leiche ist wohlplaziert und hat ihren Sinn. Unnötiges Blutvergießen mag ich nicht, weder im OP noch in Krimis.
Gute Krimis spielen an Orten, an denen die Autoren sich auskennen. Ob das Frankfurt, Hamburg, München, Berlin oder Kleinklkeckersdorf, Bad Dingenskirchen oder Niederlümmelbach ist zunächst mal egal. Ich erwarte aber, dass der Autor den Ort gut recherchiert hat.
Genauso erwarte ich, dass der Autor sich mit den Dingen, über die er schreibt auskennt. In den meisten Krimis taucht irgendwann irgendwo die Polizei auf – wie es bei Kommissarens und Inspektors so zu Hause zugeht, weiß ich nicht, aber von einem Krimiautor erwarte ich, dass er sich damit beschäftigt und die Polizeiarbeit halbwegs so schildert, wie sie wirklich sein könnte.
Ja, und jetzt kommen wir zu dem Punkt, an dem sich entscheidet, ob ich einen Krimi in mein Best-Of-Lieblingsbücherregal stelle oder noch vor dem Auslesen in die Tonne haue:
Die meisten Leichen waren vorher mal lebendig. Und manchmal werden sie vor ihrem Ableben ärztlich versorgt. Und damit kenne ich mich nun ein kleines bisschen aus und deswegen krümmen sich meine Zehennägel, wenn ich da Dinge lese, die einfach… na gut, also wenn ich da zum Beispiel Dinge lese, wie:
- Das Opfer liegt nach der Schießerei blutüberströmt (!) auf der Bahre (!!) und ist ins Koma versunken (!!!). Dann schlägt er noch einmal die Augen auf (!!!!!) und flüstert kaum hörbar: “Rosebud!” oder etwas ähnlich schwachsinniges. Nee, ist mir eigentlich ziemlich egal, was er da flüstert, aber wie er das im intubierten Zustand hinkriegt, das interessiert mich doch wirklich.
- Nun ist das Opfer tot. Der Diensthabende Notarzt (!) wird geholt und kann nur noch den Tod feststellen. Mit scharfem Blick stellt er fest: Das Opfer ist vergiftet worden. Und zwar mit Cyanomolybdänchromosulfinsäureperhydrat. Tolle Sache. Hat man mir damals nicht beigebracht, wie man solche zielsicheren Diagnosen stellen kann.
- Ja, und dann muss das Opfer doch obduziert werden. Das macht der Krankenhauspathologe Dr. Seltsam, der ist nämlich in seiner Freizeit auch als Gerichtsmediziner tätig (!!!!! – echt jetzt so gelesen!)
- Der Täter hat dem Opfer irgendwelche geheimnisvollen Pillen in den Tee gemsicht, die wirken so, dass das Opfer sich ganz dem Willen des Täters unterwirft und geheimnisvoll-fiese Sachen macht… okay, in einem Hollywood-Horror-B-Movie würde ich sowas akzeptieren, aber nicht in einem halbwegs ernstgemeinten Krimil
- Das Opfer liegt halbtot am Boden. Der Notarzt kommt und spritzt ihm ein Kreislaufstärkendes Mittel. Dann steht das Opfer wieder auf und ist guter Dinge.
…also, echt jetzt, was ist Euch noch so aufgefallen?