Gratis gibt’s nicht.

Ein Teil der Medikamente des Rezeptes wird von der Krankenkasse nicht übernommen. Es kommt zu folgendem Austausch:

Pharmama: „Wenn sie das wollen, müssen sie es selbst bezahlen.“

Kunde: „Was? Es ist nicht gratis?“

Grumpf. Nichts ist gratis. Irgendjemand bezahlt immer dafür.

Sie direkt, indirekt via Krankenkassen-prämien, ich (und alle) via Prämien, via die Steuern.

Nichts ist gratis. Auch nicht im Gesundheitswesen.

Gratis gibt es nicht.

Das ist etwas, das jeder lernen sollte und zwar so früh wie möglich – es ist so einfach wie wahr. Nichts im Leben ist wirklich gratis. Gratis ist ein Mythos und es kostet alles etwas.

Was meine Eltern mir schon früh beibrachten ist, dass Geld einen Wert besitzt und dass man es verdienen muss und es nicht verschwendet werden soll. Wenn ich etwas wollte, musste ich es mir selbst kaufen. Taschengeld ist zwar ein guter Start, aber wenn man es einfach wöchentlich oder monatlich bekommt, lernt man seinen Wert nicht unbedingt kennen. Mehr, wenn man etwas dafür machen muss (Zimmer aufräumen zum Beispiel).

Das gilt auch umgekehrt: wenn ich mir etwas gekauft habe, dann hatte das Wert für mich, eben weil es Geld gekostet hat – auch wenn es sich dabei um so etwas blödes wie grüne Stülpen handelte.

Ich weiss noch, wie ich Ferienjobs gemacht habe und bei manchen Dingen, die ich gerne haben wollte dachte „das sind 5 Stunden Arbeit“ oder „das sind 10 Tage Arbeit wenn ich das haben / kaufen will.“

Ich denke ein grundsätzliches Problem auch mit unserem Gesundheitssystem ist, dass die Leute oft nicht sehen, wie viel etwas wert ist. Wenn die Medikamente alle über die Krankenkasse gehen und der Kunde nicht einmal sieht, wie viel die jetzt kosten .. oder wenn der Spitalaufenthalt auch direkt mit der Krankenkasse verrechnet wird, ohne dass man eine Chance erhält, vorher einen Blick darauf zu werfen (was auch noch wichtig wäre, weil man sonst nie sieht, *was* denn da alles auf der Rechnung steht – Kontrolle irgendwer?)

Und dann ist es so, dass die Leute denken: “Wenn ich schon Prämien monatlich einzahle, dann will ich auch etwas dafür bekommen – möglichst gleich.”

Und wenn man Medikamente und Leistungen etc. einfach überreicht bekommt, ohne den wahren Wert dahinter zu sehen, dann sind Probleme vorprogrammiert.

Ich behaupte auch, dass Missbräuche eher vorkommen, wenn man selbst die finanziellen Konsequenzen solcher Handlungen nicht sieht und nicht zu tragen hat.  Zum Beispiel wenn man immer gleich zum Arzt rennt wegen Bagatell-beschwerden – gut, dass ist bei uns in der Schweiz weniger das Problem, weil wir für jeden Arztbesuch erst die Rechnung vom Arzt bekommen, hier rechnen viele noch nicht direkt mit den Kassen ab. Oder wenn man wegen Erkältungen in den Notfall geht, oder wenn man verschriebene Medikamente zuhause hamstert –die man dann bei einem Wechsel der Medikation nur noch entsorgen kann.

Und dazu kommt häufig die Grundeinstellung, dass das Gesundheitssystem „gratis“ zu sein hat. Unsere Dienstleistungen in der Apotheke inklusive. Was wir machen hat Wert – und die Leute müssen das lernen. Wir sollten unsere Leistungen, unsere Arbeit auch nicht „gratis“ geben, das unterstützt solches Verhalten nur. Trotzdem … tun wir das noch häufig.

Aber der Wandel kommt.

Tagged: Apotheke, Arbeit, Geld, Krankenkasse

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