Brillenträger gelten als Streber, Langweiler, sind ungeschickt, unsportlich und gehören ganz klar zu den Verlierertypen. Diese Ansicht der Gesellschaft wurde jahrelang vertreten. Kaum verwunderlich, dass deshalb viele Leute, insbesondere Jugendliche, auf den Gang zum Optiker verzichteten oder zu den unauffälligen Kontaktlinsen wechselten. Wer wollte denn schon als Verlierer oder als Brillenschlange bezeichnet werden? Heutzutage können viele Sehgeschwächte aufatmen. Die Brille ist kein Handicap mehr, sofern man ein Model, das zu einem passt auf der Nase sitzen hat. Nun hat sich auch die Wissenschaft erstmals mit der Frage beschäftigt, ob und inwiefern Brillen einen Menschen zum Verlierertyp machen. Ein Experte für Gesichts- und Ästhetikforschung führte verschiedenste Studien durch, die den Einfluss von Brillenmerkmalen auf die Gesichtsanmutung und Gesichtswahrnehmung im Fokus hatten. Nicht nur der Unterschied zwischen Brille oder nicht Brille, sonder auch die Wirkung von randlosen Brillen wurde dabei eingehend untersucht.
Das menschliche Gehirn analysiert innerhalb Sekundenbruchteile ein Gesicht. Dabei ist der Blick vor allem auf die Augenpartie gerichtet. Harmonische Gesichtszüge durchschnittlicher Ausprägung werden grundsätzlich als schön und attraktiv wahrgenommen, dies weiss man bereits aus früheren Untersuchungen. Somit stellt das Tragen einer Brille eine Abweichung von der Norm dar, da sie dem Gesicht etwas hinzufügt, was es schwieriger macht eine Person zu identifizieren. Wahrnehmungspsychologen werten dies aber nicht unbedingt negativ. Im Gegenteil lässt eine Brille eine höhere Intelligenz beim Träger vermuten. Ausserdem wecken Brillen Assoziationen wie Vertrauenswürdigkeit, Fleiss und Zuverlässigkeit.
In dieser Studie wurden zahlreichen Versuchteilnehmern eine grosse Anzahl Fotos von Frauen und Männern verschiedenen Alters in drei verschiedenen Variationen, einmal ohne Brille, mit Vollrandbrille und mit randloser Brille. Testpersonen schätzten Gesichter mit Brillen erfolgreicher und intelligenter ein. Zudem wurden randlose Brillengesichter als vertrauenswürdiger eingestuft. Dies kann durch den ungehinderten Zugang zur Augenpartie erklärt werden, was mit einer dickrandigen Brille weniger gegeben ist. Das Ergebnis der Studie zeigt, dass randlose Brillen den Eindruck von Erfolg und Intelligenz vermitteln und gleichzeitig die Aufmerksamkeit auf die Augenpartie ziehen. Natürlich wurde auch die Attraktivität untersucht, welche mit der Wiederkennung einer Person zusammenhängt. Der wichtigste Faktor für die Wiedererkennung ist die Distinktheit, also die Besonderheit, Einprägsamkeit oder Aussergewöhnlichkeit eines Gesichtes. Je distinkter ein Gesicht, desto weniger attraktiv wird es wahrgenommen. Hingegen wird ein durchschnittliches Gesicht generell als attraktiv gewertet. Die Untersuchungen ergaben, dass randlose Brillen diese Distinktheit von Gesichtern beeinflussen. Gesichter mit einer randlosen Brillen werden attraktiver wahrgenommen.
Brillenträger müssen also künftig keine Angst mehr haben als Verlierertypen abgestempelt zu werden. Mit der richtigen Brille erscheint man intelligent, vertrauenswürdig und attraktiv.