Ein Bericht von Isabel Herrero über ihren Einsatz in Chittagong, Bangladesch
Jeden Mittwoch macht sich einer unserer Ärzte zusammen mit Brayan Anthony, unserem Koordinator, auf den Weg ins CbC (Community-based Project for malnourished Children – Gemeinschaftsprojekt für unterernährte Kinder). Unser neu aufgebautes Feedingzentrum liegt zentral in einer der Slumgebiete, eine ca. 15-minütige Rikshaw-Fahrt entfernt von unserem festen Einsatzort im MCPP (Medical Centre for the Poorest of the Poor) in Pathergata.
Schon die Fahrt dorthin vorbei an Scharen von Schulkindern, emsigen Straßenverkäufern und sonnengegerbten Fischern ist abenteuerlich. Viele unserer Patienten kommen aus dem Viertel, in dem das Feedingzentrum liegt. Meistens leben dort mehrköpfige Familien auf engem Raum in Behausungen, die aus einem einzigen Zimmer bestehen, in welchem gekocht, gewohnt und geschlafen wird. Meist wurden die Hütten aus Bambus oder alten Holzstücken auf Lehmboden gebaut. Vor den Häuserreihen schlingen sich enge Gänge, oft dunkel, voller Müll und Fliegen. Fließendes sauberes Wasser und Latrinen gibt es an einigen Punkten im Slum, meist aber in unzureichender Anzahl und oft in unvorstellbarem hygienischen Zustand.
Das CbC selbst fällt schon durch seine Geräumigkeit auf. So sauber und schlicht wirken die Räume wie eine kleine Oase. Zur Zeit erscheinen ca. 30 Kinder täglich im Zentrum. Ein Teil wird durch unsere German Doctors aus der Ambulanz eingewiesen, ein anderer Teil durch unsere Sozialarbeiterinnen, die regelmäßig die Slums aufsuchen. Die Kinder dürfen bis zu ihrem fünften Lebensjahr im Zentrum betreut werden, wenn sie nicht zu krank oder zu schwach sind und die Kriterien der Unterernährung erfüllen, welche durch Gewicht, Größe und Armumfang (MUAC – Mid Upper Arm Circumference) bestimmt werden. Einmal aufgenommen sollen sie, wenn möglich, jeden Tag in Begleitung eines Betreuers in das Feedingzentrum kommen.
Ernährt werden die Kinder mit selbstgekochtem Essen aus unserer Küche im Feedingzentrum. Die Mitarbeiter bereiten dort täglich warme Mahlzeiten vor, z. B. Kichuri (deftig) aus Reis, Linsen und Gemüse bestehend oder Halwa (süß) aus Mehl, Linsen und Zucker. Wichtig neben kindgerechtem Geschmack ist auch die Kalorienanzahl! Zwischen den Mahlzeiten werden die Kinder und die Mütter von den Sozialarbeitern betreut. Es erfolgen Lehrklassen für Kinder und Mütter, sowie einzelne Beratungsgespräche für die Mütter.
Wir Ärzte untersuchen die Kinder einmal wöchentlich, was zum einen dazu dient die Gewichtzunahme zu kontrollieren und zum anderen den Gesundheitszustand zu überprüfen. Schließlich handelt es sich ja zum Teil um schwer unterernährte Kinder, die oft durch banale Infekte schnell und schwer krank werden. Nachdem sie durch unsere Krankenschwester gewogen und gemessen wurden, untersuchen wir schließlich die Kleinen und erstellen Medikamenten- und Ernährungspläne. In manchen Fällen, z. B. bei fehlender Gewichtszunahme, werden auch weitere Untersuchungen in unserer Ambulanz oder im Krankenhaus eingeleitet, um nicht ernstere Grunderkrankungen wie eine Tuberkulose zu übersehen.
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