Vertrauen ist gut, Diskussion noch besser

Glücklicherweise war unser Jahresempfang nicht als Freiluftveranstaltung geplant, denn dann wäre er ins Wasser gefallen. So war es fast ein Vergnügen, den Platzregen auf das Dach unserer Hamburger Zentrale prasseln zu hören. Allemal besser als die Hitze, die im Sommer gelegentlich unter dem hoch gewölbten Dach zu erwarten ist.

Hitzig wurde es aber trotzdem, wenn auch nur im übertragenen Sinne. Anfangs herrschte noch Eintracht: GGMA-Forschungsleiter Professor Konrad Obermann stellte unsere aktuelle Studie zu Qualitätsmanagement, Hygiene und Patientensicherheit bei niedergelassenen Ärzten vor. Uns alle hat überrascht, wie offen die Befragten vor allem zu Hygienemängeln in der Arztpraxis Auskunft gaben. Professor Obermann führte das darauf zurück, dass die Ärzte besonderes Vertrauen zur Stiftung Gesundheit haben. Das hört man gern.


Bildergalerie zum Jahresempfang 2012 der Stiftung Gesundheit

Gespräche beim Jahresempfang 2012 der Stiftung Gesundheit Prof. Obermann stellte die neue Studie der Stiftung Gesundheit vor Die Vorstellung der Initiative Daheim statt Heim sorgte für rege Diskussionen Dr. Peter Müller überreichte den Publizistikpreis 2012 an den Autor Walter Schmidt


Dann wurde es kontrovers. Wir hatten Christoph Lixenfeld eingeladen, die Bundesinitiative Daheim statt Heim vorzustellen, deren Sprecher er ist. Ziel der Organisation ist es, pflegebedürftigen Menschen ein Leben in den eigenen vier Wänden zu ermöglichen. Enthusiastisch bis, ja, kämpferisch entschlossen trug er seine Position vor: Dass die Strukturen des deutschen Gesundheitssystems ein schlecht funktionierendes Modell stationärer Pflege in Heimen zementieren würden, ja sogar im Ergebnis durch Subventionen überhaupt erst hervorbringen würden. Dies sorgte natürlich für einigen Widerspruch und eine entsprechend lebhafte Diskussion. Herrlich, wenn’s hoch her geht, wenn kontroverse Meinungen vertreten und verfochten werden. Das hilft. (Wie gräulich sind die Podiumsdiskussionen, in denen die in Wahrheit ärgsten Feinde und Rivalen einander schluchzend in die Arme fallen, weil da doch Konsens besteht, dass “der Patient” – n. b. meinst im Singular! – im Mittelpunkt stehe.)

Dritter Höhepunkt des Abends war – nein, nicht das Buffet – die Verleihung unseres alljährlichen Publizistikpreises. Da Prof. Loose, unser Vorsitzender des med. Beirates, diesmal verhindert war, hatte ich die Ehre, den Preis zu überreichen. Ausgezeichnet wurde ein sehr schönes und auch amüsantes Buch darüber, “was Redensarten über Körper und Seele verraten”. Und es war eine Freude, der Dankesrede des Autors Walter Schmidt zu lauschen, in der er uns ganz im Sinne seines Buches einen kleinen Einblick in die körperlichen und seelischen Zustände eines aufgeregten Redners gab: trockener Hals (mit Kloß darin), feuchte Hände und noch viel mehr sprachgebräuchliche Symptome setzte er gekonnt in ihre medizinischen (und evolutionsbiologischen) Zusammenhänge. Ein echter Spaß und zugleich Erkenntnisgewinn, soweit es mich betrifft.

Ich jedenfalls freue mich schon auf den nächsten Jahresempfang.

Ach ja, positive Stimmen erhielt auch der Rotwein. Ein außerordentlich trockener Syrah aus Sizilien. Aus 2009. Vom Weingut Cusumano, das mittlerweile aber ja kein Geheimtipp mehr ist.

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