Fast ein Stilleben

Sonntagnachmittag. Das Kreiskrankenhaus Bad Dingenskirchen ist ein Hort des Friedens. Das Wetter ist nicht schön genug für ausufernde Outdoor-Aktivitäten und auch nicht schlecht genug für Indoor-Heimwerkerunfälle, will sagen, in der Notaufnahme herrscht gerade himmlische Ruhe.
Nachdem ich die Zeitungen der letzten drei Tage durchgeblättert und sieben Tassen Krankenhauskaffeplörre getrunken habe ist es Zeit für einen kleinen Verdauungsspaziergang, mal sehen, ob da oben auf Station etwas los ist…
Auch dort keine Gefahr im Verzug.
Nanu?
Kein Geschrei aus Zimmer dreizehn?
Was ist mit Frau Schrumski? Warum brüllt die nicht?
Nicht, dass ihr am Ende noch etwas zugestoßen ist…?
Dann finde ich sie. Hinten im Aufenthaltsraum. Sie sitzt in einem der Plüschsessel, deren Plüsch schon eine Menge erlebt hat, auf das ich hier nicht eingehen will.
Vor ihr ein kleines Tischchen. Und gegenüber Frau Meier ohne Ypsilon.
Und auf dem Tischchen ein Mensch-Ärgere-Dich-Nicht-Spiel.
Frau Meier ohne Ypsilon ist stocktaub. Sie rollt die Würfel und zieht abwechselnd mit den blauen und den roten Figuren, wobei die Weite der Züge nicht immer exakt der Anzahl der Würfelaugen entspricht, aber darauf kommt es ja auch gar nicht an, oder?
Ist ja schließlich nur ein Spiel. Und Oma Schrumski schreit nicht mehr.

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *