Heulbojen

“Hilfe! Hilfe! Kommt denn keiner?”
“Doch, Frau Schrumski, natürlich kommt wer!”
Frau Schrumski wendet langsam, wie im Zeitlupentempo ihren Kopf in meine Richtung.
“Herr Doktor!”
“Ja, Frau Schrumski?”
“Herr Doktor, Herr Doktor, ich Krieg keine Luft mehr!”
“Das wird schon wieder, Frau Schrumski!”
“Aber natürlich, Frau Schrumski!”
“Herr Doktor?”
“Helfen Sie mir!”
“Aber selbstverständlich! Dazu bin ich ja da!”
Ich nehme ihre Hand, Drücke sie fest, schaue ihr tief in die Augen, zwinkere ihr zu, lasse die Hand wieder los und drehe mich um.
“Das wird schon wieder, Frau Schrumski!”
Langsam, wie in Zeitlupentempo bewege ich mich zur Zimmertür.
“Hilfe!”
Auf Zehenspitzen schleiche ich aus dem Zimmer hinaus.
“Hilfe! Hilfe! Warum kommt denn keiner?”
Zehn Tropfen Promethazin? Ein Milligramm Lorazepam? Oder lieber eine Zehner Oxazepam? Melperon? Haloperidol? Alles schon ausprobiert. Manchmal funktionierst, manchmal auch nicht. Heute halt gerade mal nicht.
“Hilfe! Hilfe! Ich krieg keine Luft!”
Ich mache mich auf den Weg zum Schwesternzimmer.
“Irgendwas Besonderes?” fragt Jenny.
Ich gieße mir einen Kaffee ein.
“Frau Schrumski erstickt gerade!” Sage ich und setze mich.
Jenny blättert in einer Zeitung.
“Ach so!” sagt sie ohne aufzublicken.
“Hilfe!” brüllt es aus dem Flur, “Hilfe! Hilfe! Warum hilft mir denn keiner?
Ich trinke einen Schluck. Der Kaffee ist viel zu heiß. Und schmeckt nach eingeschlafenen Füßen.

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *