Ein Bericht von Langzeitärztin Barbara Hünten-Kirsch aus Nairobi, Kenia
Was gibt’s Neues von Baraka? Die Sponsoren unseres HIV-Programms haben eine Projektvisite gemacht und waren insgesamt sehr mit unserem Programm zufrieden. Ganz wichtig und erklärtes staatliches Ziel ist, dass praktisch alle Patienten, die ihren Fuß in eine Ambulanz oder ein Krankenhaus setzen, auf HIV getestet werden. Wir bemühen uns ja schon seit langem, möglichst viele Patienten zu testen, haben aber einfach personelle und räumliche Kapazitätsgrenzen. Positives Ergebnis ist, dass sie uns nun einen zusätzlichen HIV-Berater bezahlen möchten.
An dieser Stelle noch eine – wie ich finde – staatliche Blüte: Die Behandlung von einer bestimmten Art von Tuberkulose (Multi Drug Resistent-TB: also mit Tuberkulose, die gegen mehrere Medikamente resistent ist) ist extrem aufwändig: Zwei Jahre lang muss die tägliche Medikamenteneinnahme während der gesamten Zeit observiert werden und über die ersten sechs Monate bekommen die Patienten jeden Tag Injektionen. Deshalb gibt es als Belohnung für die regelmäßige Teilnahme neben Essenspaketen auch täglich 500 KSh (etwa 5 Euro). Das ist mehr Geld, als die meisten Menschen hier verdienen, so dass man geradezu einen Anreiz schafft, an dieser Art von Tuberkulose zu erkranken. Damit wird diese hochgefährliche Krankheit zur “income generating activity”. Hinzu kommt natürlich noch, dass das dafür ausgegebene Geld für andere wichtige Gesundheitsprogramme nicht mehr zur Verfügung steht.
Dann gibt es leider noch eine Hiobsbotschaft bei unserem HIV-Programm: David Kishau – unser ganz hervorragender Buchhalter – hat uns vor einem Monat verlassen und beim kenianischen Roten Kreuz eine Stelle gefunden. Vor wenigen Tagen hat nun Charles – unser Haupt-Clinical Officer und einer der Säulen unseres Programms – gekündigt. Beide hinterlassen eine große Lücke, die nicht so ohne weiteres wieder zu füllen ist.
Ich hatte ja schon einmal über Mercy und Kevin berichtet. Eine unserer Mitarbeiterinnen – Rose – hatte ihn vorübergehend bei sich aufgenommen. Für die beiden hat sich nun aber doch noch eine bessere Lösung gefunden: ihre Mutter hat sich von ihrem neuen Mann getrennt und sich mit all ihren Kindern eine neue Bleibe gesucht. Ein Kollege hatte uns Geld für sie geschickt. Das hat ihr erst mal sehr geholfen, auf eigene Beine zu kommen und die Kinder zur Schule zu schicken.
Ansonsten fand vor ein paar Wochen in Nairobi ein europäisches Filmfestival statt. Allabendlich wurden europäische Filme in Originalsprache mit englischen Untertiteln gezeigt; viele von ihnen sehr beeindruckend, allerdings oft problembeladen und mit eher traurigem Ausgang. Trotzdem habe ich die häufigen abendlichen Kinogänge sehr genossen und vieles nachgeholt, was ich im Laufe des letzten Jahres versäumt hatte.
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