„Inklusion — Gemeinsam anders“ — ein angepriesener Film der ARD. Dies Werk war jetzt keine Leistung. Es wirkt eher so, als lese ich ein schlechtes Referat über Integration / Inklusion mit dem Tenor: Klappt eh nicht und ich verstehe es eh nicht. Hätte ich vorher die Rezension des Behindertenbeauftragten des Bundes, Herrn Hüppe, gelesen, dann hätte ich mir diese Filmbearbeitung sparen können.
Nehme ich das Beispiel der Rollstuhlnutzerin — an meiner “normalen” Schule vor zwanzig Jahren gab es schon „den“ Jugendlichen, welcher auf dies Hilfsmittel angewiesen war. Was ist daran jetzt besonderes, warum man hier von Inklusion sprechen muss? Oder ist es das Verhalten der Jugendlichen, welche keine Lust zeigt auf diese Schule zu kommen, keine Lust auf Inklusion. Geht es um die Beziehung zwischen Lehrer/-innen und Schüler/-innen? Wollte man den Blick dahin lenken, dass Schüler/-innen mit einem größeren Handicap von den Lehrer/-innenn „geliebt“ werden könnten bis hin zur „ungewollten“ Einzelförderung.
Im Film stellte sich mir die Frage: Welche Eltern von Kindern mit Behinderung schicken ihr Kind in die Schule, ohne vorher abzuklären, es hat dort seine persönliche Assistenz oder Schulhelfer/-innen? Solche Eltern handeln für mich verantwortungslos, wie diese im Film. Möchten die Filmemacher damit zeigen, wie schlecht wir Eltern von behinderten Kindern unsere Fürsorge wahrnehmen, die richtigen Maßnahmen einzuleiten und abzusichern in der Schule?
Die Mutter des Jungen, welcher im Film „inkludiert“ werden soll, scheint nicht besser zu sein wie die Eltern der Rollstuhlnutzerin. Am Anfang des Films ist sie nicht dafür, dass ihr Sohn auf die reguläre Schule geht und danach scheint sie es auch nicht besonders zu interessieren. Der Junge kommt mit einer guten Note nach Hause — war für sie wohl nicht wichtig. Ihre persönliche Lovestory wiegt im Film weit wichtiger, frei nach, Hauptsache der Bub ist am Tag betreut und am Nachmittag hilft er im Haushalt. Wie kann es sonst am Ende sein, dass er die reguläre Schule verlassen muss, anstatt dass endlich die Schulhelfer/-innen und Sonderförderschullehrer/-innen tätig werden. Die Mutter also zur Presse geht, statt in eine Lehrerkonferenz und klar stellt: Inklusion heißt nicht der Abschied von individueller pädagogischer Förderung und Begleitung.
Für mich stellt sich die Frage, was möchte uns der Film sagen. Was ist seine Intention? Das einige Verantwortliche aus Politik und Bildungsämtern meinen, Inklusion solle kein Geld kosten. Wirklich? Soll es diese Aussage sein? Ich glaube es nicht. Vielleicht eher, wir brauchen sie, die Sonderschulen. Liebe UN-Konvention, wir können in Deutschland nicht anders, wir brauchen unsere Sonderschulen. Sehen Sie hier, wie schlecht es läuft, Jugendliche mit einer anderen Körper– und Sinneswahrnehmung sind auf der regulären Schule eine Gefahr.
Warum sonst würde man dies Thema auf die Art aufarbeiten, wie es der Behindertenbauftragte passend zusammenfasst:
„Statt eine Antwort zu geben, bedienten die Filmemacher reihenweise Vorurteile und Klischees. Wer schon immer der Meinung war, dass Lehrer an Regelschulen behinderte Schüler nicht unterrichten wollen, Eltern um die Noten ihrer nicht behinderten Kinder fürchten müssen und Schüler mit Lernschwierigkeiten sowieso auf Regelschulen nichts zu suchen haben, musste sich nach diesem Film bestätigt fühlen.“ aus: ARD-Film „Inklusion — Gemeinsam anders“ öffentlich-rechtliches Fernsehen bedient Vorurteile. http://www.behindertenbeauftragter.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2012/PM21_ARDFilm_cm.html. 2012/05
Warum haben sich die Filmemacher nicht ein „gutes“ Beispiels bedient. Die Finanzlage und Meinung der Bildungsämter kann dabei auch beleuchtet werden. Ich rede von einem Film, welcher die Leistung der Eltern zeichnet und die Veränderungen des psycho-sozialen Gefüges in der Schulklasse abbildet. Welche Leistungen bringen für die Integration / Inklusion die „normalen“ Schüler/-innen? Ein Film, welcher sagt: Inklusion, der Weg hat seine Hürden, aber es lohnt sich, nicht nur für das Kind mit Handicap, sondern für alle! Zumindest erlebe ich es beim Intensivind und deren Schule.
Es sind Vorbilder nötig! Liebe ARD, wie wäre es als Weiterbildung auf dem Gebiet mit dem Film „Klassenleben“. Ich weiß, der Film ist älter, man redet nicht von I…, sondern lebt es schon vor der UN-Konvention.