21 uhr 15, kinderdok sitzt bequem auf der couch und spielt mit dem neuen eipad.
telefonklingel. dank polyphon in einem angenehmen sanften weckton, nicht das genervige gerappel des praxistelefons.
ich: “kinderdok, hallo?”
vater: “äh, ja, ´nabend. ich habe da mal eine frage.”
ich: “… und mit wem spreche ich?”
… erstmal den namen sichern. essentiell.
vater: nuschel”…nitzki…”nuschel.
… naja. war wohl nichts.
ich: “ok, um was gehts denn?”
vater: “meine tochter, die jammert jetzt schon die ganze zeit, ihr fuß tut so weh.”
ich: “alles klar, wie alt ist denn ihre tochter?”
… dann das administrative klären.
vater: “dreinhalb.”
ich: “wo sind denn die schmerzen … am fuß?”
… der fuß ist immer relativ. im süddeutschen anatomieatlas beginnt der fuß bei der spina iliaca anterior superior und endet am digitus pedis I.
vater: “so am knie, rechts glaub´ch.”
ich: “und seit wann hat sie diese schmerzen?”
vater: “na, so zehn minuten, viertelstunde.”
ich: “äh. ok. kann sie denn da gar nicht auftreten?”
vater: “naja. geht schon. hinkt halt.”
ich: “haben sie denn was gegen schmerzen zu hause?”
vater: “ja, glaub´ch schon. so zäpfchen oder so.”
ich: “gut. dann geben sie ihr mal eins, wenn sie morgen noch…”
es rattert in meinem hirn. ich schiebe die eine differentialdiagnose gegen die andere hin und her, blättere geistig im kapitel rheumatologie, orthopädie und infektiologie, wäge zeit, ausmaß und alter ab und …
ich: “sagen sie mal, die ist doch drei jahre alt, wir haben kurz vor zehne nachts, liegt die noch nicht im bett? ist sie aufgewacht von den schmerzen?”
vater: “ne, die liegt grad nicht im bett.”
ich: “und dass sie irgendwie gestürzt ist? aus´m bett gefallen? hat sie ein hochbett?”
vater: “ja, die hat ein hochbett.”
ich: “und da ist sie rausgefallen?”
vater: “ja. da ist sie rausgefallen.”
ich: “und seitdem hat sie die schmerzen im knie?”
vater: “ja. dick ist es auch.”
das war der moment, indem ich kurz weggetreten bin, weil mein kopf auf die tischkante knallte. es müssen nur sekunden gewesen sein.
ich: “also, sie ist aus dem bett gefallen, auch noch ein hochbett, das war vor einer viertelstunde, seitdem hat sie schmerzen am knie, und das ist dick. so richtig?”
vater: “ja. so war das wohl.”
ich: “na dann. fahren sie bitte nach unterstelzen mit ihr ins krankenhaus? das muß wahrscheinlich geröntgt werden. vielleicht ist was gebrochen.”
vater: “wirklich? und da kann man jetzt so nichts machen?”
ich: “nein, wirklich nicht. lassen sie das mal im krankenhaus angucken, ok?”
vater: “ok. wenn sie meinen. muss ich da anrufen, termin ausmachen?”
ich: “nein, bitte nicht, sonst wimmelt sie der kollege am telefon ab, bevor er an die stelle mit dem hochbett kommt. neinnein, fahren sie mal direkt dahin, passt schon.”
vater: “dann mach ich das mal.”
ich: “gut. auf wiederhören.”
vater: “ja, tschüss. … ach, und morgen reicht aber nicht, oder?”