Routine-Röntgen bei Kindern

(P. Köhler) Durch die kindlichen Körperproportionen wird bei Standarduntersuchungen viel mehr empfindliches Gewebe (z.B. Knochenmark) belastet als beim Erwachsenen; das Gewebe ist zudem durch den höheren Anteil an wachstumsfähigen Zellen und Wasser strahlenempfindlicher. Und nicht zuletzt leben Kinder einfach länger als alte Menschen und erleben deshalb mehr strahleninduzierte Krebserkrankungen. Z.B. gibt es eine positive Korrelation von CT-Untersuchungen von Kindern mit späteren Leukämie- und Hirntumorerkrankungen.
Gleichzeitig müssen kleine Kinder wegen ihreres Erkrankungs- und Verletzungsprofils statistisch gesehen häufiger geröntgt werden als Erwachsene. Das kann nur heissen, dass die Indikation für Röntgenaufnahmen beim Kind besonders streng gestellt werden müssen, und dass die unabweisbaren Untersuchungen nur mit allen technischen Tricks zur Dosiseinsparung angefertigt werden dürfen.
Zum Beispiel sollten verschluckte, rundliche Kleinteile wie Münzen, Murmeln etc. nur am Röntgengerät gesucht werden, wenn das Kind Symptome (Husten, Schluckstörung, Erbrechen, Leibschmerzen, Verstopfung) aufweist. Die meisten verschluckten Kleinteile passieren den Darm ohne Probleme, auch wenn sie nicht immer im Stuhl gefunden werden. Höhere Vorsicht ist allerdings bei Batterien geboten.
Kinder mit leichtem Schädeltrauma, z.B. vom Wickeltisch gestürzte Babies, sollten ebenfalls nicht "routinemäßig" geröntgt werden, sondern nur, wenn sie Bewußtseinstrübung entwickeln. Dann aber sollte kein Röntgenbild, sondern ein Computertomogramm angefertigt werden. Eine relevante Bewußstseinstrübung liegt vor, wenn der GCS (Glasgow Coma Scale) unter 13 sinkt. 

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