Die Luft klebt und stinkt nach einer Mischung aus Schweiß, Urin Scheiße und Desinfektionsmittel. Wir haben alle verfügbaren Fenster geöffnet und ab und zu knallt deswegen eine Tür – aber die Erleichterung ist nur minimal, und die Duftwolke kriecht unaufhaltsam weiter in Richtung Stationsküche… ungefähr so muss es in einem mittelalterlichen Pestspital gerochen haben, oder in einer tropischen Quarantänestation, wo gerade die Cholera ausgebrochen ist.
Der passende Soundtrack dazu?
Jawohl! Natürlich Frau Schrumski. Die hat sich nämlich zu allem Übel auch noch einen fiesen Magen-Darm-Keim eingefangen.
“Wo ist denn da der Knopf zum Ausschalten?” fragt Jenny.
“Die arme Frau kann doch nichts dafür!” sagt Kalle.
“Warum schreit die eigentlich ständig?”
“Weil sie Angst hat!”
“Angst? Ich denk, die kriegt gar nichts mehr mit!”
Kalle schüttelt den Kopf.
“Nein, sie kriegt eine Menge mit!” sagt er.
“Aber die ist doch stockdement!”
Kalle nickt.
“Richtig. Sie ist dement. Und zwar so dement, dass sie gerade noch mitbekommt, dass in ihrem Kopf irgendwas nicht stimmt. Und das macht ihr Angst!”
“…und wenn sie deswegen wie am Spieß brüllt, dann macht das mir Angst!”
“…und diese Angst spürt Frau Schrumski. Was Du ihr sagst, versteht sie nicht. Oder sie hat es nach spätestens drei Minuten wieder vergessen. Aber wie Du es sagst, wie Du drauf bist, wenn Du in ihr Zimmer trittst, das kriegt sie sehr wohl mit!”
“Und das heißt?”
“Das heißt,” Kall legt die Handflächen zusammen, verneigt sich leicht und lächelt wie ein Buddha, “das heißt, in der Ruhe liegt die Kraft!”
Er schiebt die noch halbvolle, kaltgewordene Krankenhauskaffeplörrentasse beiseite und steht auf.
Eine Minute später wird es tatsächlich ruhiger in Zimmer dreizehn. Wenn auch nur vorübergehend.