Wie geht´s Euch? – Studie zur schwulen Gesundheit

Auch viele Ärzte sind für die Probleme schwuler Männer nicht sensibilisiert. Foto: Marco-Barnebeck, Pixelio.de

Körperliche Erkrankungen und seelische Belastungen gehen oft Hand in Hand. Gerade schwule und bisexuelle Männer sind häufig dem Druck ausgesetzt, sich an das als normal Angesehene anzupassen. Für viele ist es eine Herausforderung, ihr Leben und ihre Sexualität offen zu leben, ohne das Gefühl zu haben, sich dafür rechtfertigen oder verstellen zu müssen.

Welche Auswirkungen hat dieser Druck auf die seelische Gesundheit von schwulen und bisexuellen Männern? Wenn man dazu belastbare Aussagen treffen wollte, konnte man bisher meist nur auf internationale Studien zurückgreifen.

Der Psychologiestudent Martin Kruspe macht seit mehreren Monaten ein Forschungspraktikum bei der Deutschen AIDS-Hilfe. Für seine Masterarbeit hat er einen Fragebogen entwickelt, der Aufschluss über die “Schwule Gesundheit” in Deutschland geben soll.

Hier geht es direkt zum Fragebogen der Studie…

Tim Schoman befragte Dr. Dirk Sander, Schwulenreferent der Deutschen AIDS-Hilfe, und Martin Kruspe zu ihren Erwartungen und die Wichtigkeit einer solchen Studie:

Schwulenreferent Dirk Sander (r.) im Gespräch mit Martin Kruspe. Foto: Tim Schomann

Was genau ist eigentlich „Schwule Gesundheit“? Sind homosexuelle Männer anders gesund oder brauchen sie eine andere Vorsorge?

Sander: Schwule und bisexuelle Männer sind erst mal den gleichen gesundheitlichen Risiken ausgesetzt wie Heterosexuelle. Es können aber weitere Gesundheitsrisiken hinzukommen, die sich aus der Auseinandersetzung mit homonegativen Haltungen aus der Gesellschaft ergeben.

Wie sehen diese Belastungen denn aus?

Sander: Wie offen kann ich in der Gesellschaft meine sexuelle Identität leben? Muss ich z.B. in der Familie, in der Schule, auf meinem Arbeitsplatz bestimmte Facetten meiner Persönlichkeit verheimlichen? Hieraus können sich auf individueller Ebene Belastungen ergeben, die krank machen. Auch viele Ärzte sind für diese Probleme gar nicht sensibilisiert. In einer Studie gaben die meisten der befragten Ärzte an, sich darüber gar keine Gedanken zu machen.

Martin, wie kommt es überhaupt, dass du dich als heterosexueller Mann mit diesem Thema auseinandersetzt?

Warum denn nicht? Als sich die Möglichkeit bot, bei der Deutschen AIDS-Hilfe ein Forschungspraktikum für meine Masterarbeit zu machen, habe ich nicht lange gezögert. Und ob ich nun schwul oder hetero bin, sollte bei einer wissenschaftlichen Herangehensweise keine Rolle spielen. In meinem Psychologiestudium habe ich vor allem eins gelernt: Mit einseitigen Betrachtungen kommt man nicht weit.

Was erhofft ihr euch von der Studie?

Martin: Bei meinen Vorarbeiten für die Studie habe ich festgestellt, dass viele internationale Veröffentlichungen zum Thema stark verallgemeinern und eindimensionale Schlüsse ziehen. Das wollen wir besser machen. Das ist unser Ansporn. Auch in Deutschland gibt es bisher keine vergleichbaren Studien. Wir machen hier wirklich etwas Besonderes.

Und was passiert im Anschluss mit der Studie?

Dirk: Ich hoffe, dass wir viel über die Bedarfe schwuler und bisexueller Männer erfahren werden. Das wird dann auch für die Arbeit der Deutschen AIDS-Hilfe wichtig sein. Die ersten Ergebnisse werden im Spätsommer vorliegen. Wir gehen aber davon aus, dass der Einfluss der Ergebnisse viel längerfristig sein wird. Jeder, der bei der Befragung mitmacht, hilft uns, unsere Arbeit noch besser, noch zielgerichteter zu machen.

Martin: Ich glaube auch, dass wir am Ende wichtige und interessante Ergebnisse haben werden. Ich hoffe, dass viele bei der Studie mitmachen werden, damit wir ein gutes Resultat erzielen! Ich freue mich jedenfalls über jeden, der den Fragebogen ausfüllt und mich so bei meiner Arbeit unterstützt.

Hier geht es direkt zum Fragebogen der Studie…


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