Es ist Abend und ich bediene eine Kundin, während meine Kollegin von der Drogerie sich der anderen Kundin annimmt. Letzere ist eine wirklich liebe Stammkundin, die aus religiösen Gründen ein Kopftuch trägt. Ansonsten würde man nicht merken, dass sie Muslimin ist – sie ist normal angezogen und redet auch perfekt Schweizerdeutsch, was kein Wunder ist, ist sie doch hier geboren.
Als sie geht, sagt meine Kundin zu mir: „Dass diese dreckigen Ausländer sich auch noch vermummen müssen. Unmöglich, finden sie nicht?“
Laaaanges Schweigen folgt, während ich nach einer geeigneten Antwort suche. Das lange Schweigen war das einzige, mit dem ich reagieren konnte.
Ich hasse es, wenn das passiert. Es ist nicht, dass ich die Bemerkung des Kunden ok fände, oder dass es wert wäre das zu ignorieren.
Es ist nur, dass mein erster Gedanke „Äh, hat sie das wirklich gesagt??“ nicht hilft.
Mein zweiter und dritter Gedanke: „Denk’ an etwas zum sagen. Du musst unbedingt jetzt etwas sagen!“ – helfen auch nicht.
Der vierte Gedanke: „Willst du dich wirklich persönlich darauf einlassen – etwa sie darauf hinweisen, dass es auch bei den Katholike früher üblich und für die Kirche sogar vorgeschrieben war, sich den Kopf zu bedecken“ – ist nicht gerade professionell und kommt auch nicht durch. Die einzige Reaktion war also missbilligendes Schweigen.
Leider nicht die professionelle Verdammung von derartiger Engstirnigkeit auf die ich gehofft habe.
Seufz.
Ich werde darüber nachdenken müssen, was ich sage, falls das wieder vorkommt.