Siebzehn Uhr neunundfünfzig. Ich sitze demotiviert im Arztzimmer und schaue hinaus in den Bad Dingenskirchener Sommerhimmel. Der ist momentan gerade ein bisschen blau und auf meinem Schreibtisch liegen noch drei Krankenakten, die unbedingt heute noch diktiert gehören. Unbedingt! Dringend!! Mit drei Ausrufezeichen!!!
Steht genau so so auf dem Post-it-Zettelchen, welches Chef persönlich draufgepappt hat. Allerdings hat Chef sich vor zehn Minuten ins Wochenende verabschiedet, die Sekretärin auch und damit hat das alles jetzt Zeit bis Montag früh, oder?
Und angesichts der Tatsache, dass ich morgen früh sowieso in diesem Lokal wieder meine Aufwartung machen werde….
Weg mit den Akten! Umziehen und…..
Klopf, klopf klopf an der Tür.
Herein?
Schwester Paula: “Da sind Angehörige draußen, die wollen ‘n Doktor sprechen!”
Angehörige? Um diese Zeit! Is klar, ne?
Wie gut, dass ich keinen weißen Kittel mehr anhabe!
“Wo sind die?”
“Vorn auf Zimmer eins!”
Ich erhebe mich.
“Schwester Paula?”
Sie schaut mich dienstbeflissen an.
“Falls mich irgendwer sieht und Fragen stellen sollte: ich bin nur der Hausmeister!”
So, und jetzt schnell zum Hinterausgang und nix wie raus!
Zehn Minuten später bin ich bei Gepetto auf der Terrasse. Der strahlt mich an.
“Dreifache Espresso, Dottore, wie immer?”
Aber klar, selbstverständlich wie immer!
Sein Laden ist auffällig mit Flaggen und Devotionalien von Bella Italia geschmückt. In der Ecke läuft der Fernseher.
Und wenn Spelunkistan gewinnt, ist das Wochenende gerettet.