Kalorienbomben sind ein bekanntes Problem. Sie sind gefürchtet und Gegenstand etlicher Diskussionen in Fach- und Frauenzeitschriften. Die unbekannte “Bombe” jedoch liegt verborgen auf den Feldern und Produktionsstätten der Nahrungsmittelindustrie und wird täglich Stück für Stück auf unsere Tische gepflanzt. Denn die Nahrungsmittel, die ja eigentlich für den Erhalt des Lebens und der Gesundheit von der Natur geschaffen worden sind, haben heute schon längst diesen Zweck aufgegeben. Der Zwang, etwas essen zu müssen, wird von der Lebensmittelindustrie ausgenutzt, Profite zu schneidern, ungeachtet der gesundheitlichen Konsequenzen. Und so wandert ein “lautloser Killer” regelmäßig in unseren Organismus.
Schneller, dicker, billiger
Um die Nahrungsmittelproduktion rentabel zu machen – und damit profitabel – setzt die Industrie auf einen immer schnelleren Turn-over in der Zucht der Lebensmittel. Gleichzeitig sollen die Früchte und Hühnchen, Schweine etc. nicht nur schneller ernte- und schlachtreif werden, sondern gleichzeitig in kürzerer Zeit auch noch mehr Masse abliefern. Diesen Kunstgriff kann man nur erreichen, indem man geschickt mit künstlichen Eingriffen nachhilft. Genmanipulation von Pflanzen, der Einsatz von Pestiziden, Antibiotika, artfremdes Futter (hydrolysierte Hühnerfedern für Fische, Mais und Tiermehl für Kühe, Fischmehl für Hühner usw.) sind nur einige wenige Beispiele auf der langen Liste. Ich berichtete über diese “Machenschaften” zum Beispiel in “Eiertanz um Antibiotikahühner” oder “Fast jedes Masthuhn bekommt Antibiotika“. Vielfach wissen wir überhaupt nicht, wie die Erzeuger genau vorgehen, um zu rentablen Ergebnissen zu kommen, da es sich um „Betriebsgeheimnisse“ handelt, die aber in unseren Mägen landen. Und vor lauter Heimlichkeit wusste ja auch niemand, wie und warum seinerzeit das Dioxin in die Hühner und deren Eier gelangt war (Dioxin, eine neue Form der “Nahrungsergänzungsmittel”). Aber es sickerte dann durch, dass hier technische(!) Fette im Spiel waren.
Aber nicht nur hier stinkt es in allen Ecken. Die Art und Weise, wie diese Industrie mit den natürlichen Ressourcen umgeht und umgegangen ist, hat inzwischen einen beträchtlichen Schaden an der Natur zur Folge. So hat der Hang zur Monokultur im Verband mit der Schaffung von genetisch manipulierten Nutzpflanzen den Gesamtbestand aller Nutzpflanzen auf nur noch 25 Prozent reduziert. Oder anders ausgedrückt: 75 Prozent der ursprünglichen Nutzpflanzen sind Geschichte, und das in weniger als 100 Jahren industrieller Nahrungsmittelproduktion. Aber damit ist noch nicht genug. Zusätzlich schmeißen wir noch Millionen Tonnen von Herbiziden, Pestiziden usw. auf diese 25 Prozent und vergiften somit den Boden, das Grundwasser, die Flüsse und das Meer. Hühner, Kühe, Schweine und anderes Nutzvieh wird nur noch in militärähnlichen „Kasernen“ gehalten, wo der Bewegungsmangel für einen schnelleren Fettaufbau sorgt. Die Ernährung der Tiere ist, wie bereits erwähnt, jenseits von artgerechter Ernährung und Antibiotika sollen die Entstehung von möglichen Seuchen verhindern. Am besten dann für jede mögliche Infektion ein spezifisches Antibiotikum…
Die ökologische Bombe Monokultur
Monokultur ist für viele heute eine selbstverständliche Angelegenheit. Da gibt es riesige Kartoffel-, Reis-, Rüben-, Getreide-, Mais- usw. -felder, die alle den gleichen Zweck erfüllen sollen: Die Erträge müssen optimal ausfallen – bei einem Minimum an Arbeitsaufwand. Normalerweise wird daher Jahr für Jahr die gleiche Nutzpflanze wieder und wieder angebaut, obwohl eine Rotation im Anbau mit anderen Pflanzen sinnvoller wäre. Eine Mischkultur ist scheinbar die ökonomisch aufwendigere Form der Kultivierung, aber ökologisch sinnvollere Alternative zur Monokultur. Mischkulturen wurden in alten Zeiten entwickelt und dienten zur Befriedigung der Ernährungsanforderungen von lokal begrenzten Gemeinschaften. Der Vorteil der Mischkultur ist, dass eine fachgerecht angewandte Bepflanzung den Boden schont und sogar Nährstoffe, die zuvor entzogen worden waren, wieder zurück führt. Die Monokultur dagegen kennt in diesem Zusammenhang nur die chemische Bearbeitung des Bodens durch Dünger, oft Kunstdünger. Denn die Produktion von organischem Dünger, wie Kompost, ist wirtschaftlich wieder einmal zu aufwendig und unrentabel.
Ein Beitrag auf der Webseite GreenFudge.org sieht in der Monokultur einen zuverlässigen Beitrag zum Welthunger und der Vernichtung der Umwelt (http://www.greenfudge.org/2009/09/24/monocrop-farming-green-revolution-or-environmental-blunder-of-historic-proportions/). Warum?
1. Monokultur schädigt die Bodenökologie durch den Entzug von Nährstoffen und die Verringerung der Palette an verschiedenen Nährstoffen.
2. Sie schafft eine offene und ungeschützte Nische für Schädlinge der verschiedensten Arten. Dadurch werden die angebauten Pflanzen anfälliger für opportunistische Keime, was den Einsatz von Chemie im Tonnenformat notwendig macht. Denn sonst stehen die Chancen gut, dass die Ernte durch Schädlinge vernichtet wird.
3. Diese Abhängigkeit von chemischen Keulen zur Schädlingsbekämpfung, bei gleichzeitiger chemischen „Behandlung“ des Bodens durch Dünger, führt zu einer zusätzlichen Verseuchung des Bodens und Vernichtung von ökologisch wertvollen Pilzen, Mikropflanzen, Bakterien und Tieren im Anbaugebiet.
4. Das alles macht natürlich noch mehr abhängig von hoch spezialisiertem Arbeitsmaterial und -machinerie, die zudem noch durch die Verbrennung von fossilen Kraftstoffen angetrieben werden muss.
5. Monokultur zerstört die Artenvielfalt bei Pflanzen und Tieren.
Wie so eine Abhängigkeit und die damit verbundene Hilflosigkeit aussehen kann, zeigte die große Hungersnot in Irland im Jahr 1845 bis 1849. Die irische Bevölkerung baute zur Eigenversorgung in erster Linie Kartoffeln an, die aber in der Folge von einem Pilz befallen wurden und praktisch 100 Prozent der Kartoffelernte vernichtete. Heute erleben wir in unseren Breiten keine solchen katastrophalen Ausfälle mehr, da die weiter oben zitierte Chemie solche Szenarien zu verhindern weiß. Immerhin brauchen wir nicht zu verhungern, das stimmt. Aber wie sieht es mit den chemischen Zusätzen aus, die wir dafür Tag für Tag mit der Nahrung zu uns nehmen (müssen)? Mehr zu diesem Thema hatte ich schon einmal unter www.gesund-heilfasten.de/blog/billige-nahrungsmittel-teuer-bezahlt/ diskutiert.
Teure Nahrungsmittel sind Preis-werter
Unter teuer verstehe ich hier „nicht billig“. Dass gesunde, hochwertige Nahrungsmittel ihren Preis haben, versteht sich von selbst. Man bekommt aber dafür frische, unbehandelte, ganze Produkte mit hohem Nährwert. Deshalb sollten Sie Produkte aus der „Nachbarschaft“ erwerben. Die kennen keine langen Transportwege, die oft bei Obst und Gemüse die Ursache für Verluste an Vitaminen, Mineralstoffen usw. sind. Wenn diese Produkte dann auch noch aus echtem biologischen Anbau kommen, also nicht nur ein marketinggeiles grünes Aushängeschild haben, dann haben sie nicht viel falsch gemacht.
Nicht nur der Nährwert solcher Produkte ist besser und größer. Die Sachen schmecken auch einfach besser als die chemisch vergewaltigten Produkte der Nahrungsmittelindustrie. Denn je länger die Nahrungsmittel durch industrielle Fertigungsanlagen laufen müssen, desto weniger weisen sie an Nährstoffen auf, so die Daumenregel. Und wenn Sie dann auch noch eine große Palette an verschiedenen Lebensmitteln mit ähnlich hoher Qualität auf Ihrem Diätplan stehen haben, dann kann sich Ihr Organismus kaum noch beklagen. Der Supermarkt dagegen wird kaum diesen Anforderungen gerecht, denn der steckt voller industrieller Produkte. Um hier die Kauflust zu steigern, muss dann die Marketinglüge vom angeblich grünen Produkt her. Siehe auch http://www.gesund-heilfasten.de/blog/die-grosse-lebensmittel-luege/ und http://www.gesund-heilfasten.de/diaet/tote-nahrung-totes-essen-industrielle-verarbeitete-lebensmittel-und-nahrungsmittel.html.
Michael Pollan, ein amerikanischer Journalist, fasst es so zusammen: „Billiges Essen ist eine Illusion. Es gibt kein billiges Essen auf dieser Welt. Die wirklichen Kosten für die Ernährung müssen irgendwann einmal beglichen werden. Und wenn sie nicht an der Kasse beim Einkauf bezahlt werden, dann muss die Umwelt halt dafür bezahlen oder die öffentliche Gesundheit wird zur Kasse gebeten. Für den Einzelnen bedeutet dies, dass er langfristig mit seiner Gesundheit bezahlt.“
Das heißt also im Klartext: Zahl jetzt oder zahl später, aber du wirst zahlen. Aber kann es nicht auch so sein, dass organisch gewonnene Nahrungsmittel mehr kosten weil sie auch wirklich mehr Wert sind und haben? Eier z.B. von natürlich und freilaufend lebenden Hühnern haben einfach deutlich mehr an Omega-3-Fettsäuren, Vitamin A und Vitamin E, Beta-Carotin usw. aufzuweisen als die “Fischmehl-Eier” aus den Legebatterien. Frei grasende Rinder weisen ein Fleisch auf, dass 3 bis 5 mal so viel Linolsäure enthält als vergleichsweise das Fleisch von Stalltieren, die mit Mais gefüttert werden.
Und so kommt es, wie es kommen muss: Gesunde Lebensmittel könnten mehr und mehr zu einem Ding der sozialen Differenzierung werden. Da die ökologisch und biologisch korrekte Produktion von Lebensmitteln tendenziell teurer ist als die konventionelle, sind finanziell schwächer gestellte Personen und Familien in erster Linie von den Billigprodukten abhängig. Langfristig wird sich dies in einer verstärkten Ausprägung von Erkrankungen bei dieser Gesellschaftsschicht bemerkbar machen. Dass man auch hier Wege und Mittel finden kann, diesem Trend ein Schnippchen zu schlagen, habe ich bereits früher unter http://www.gesund-heilfasten.de/blog/lebensmittelkosten-bei-verschiedenen-ernaehrungsweisen/ und http://www.gesund-heilfasten.de/blog/ist-gesunde-ernaehrung-zu-teuer/ angesprochen.
Ein amerikanisches Beispiel
Entgegen der landläufigen Meinung ist in den USA nicht alles Fastfood, McDonald, Coca-Cola oder Chips and Corn. Es gibt tatsächlich sogar Beispiele von Farmern, die einen voll biologischen Anbau betreiben und Tiere unter natürlichen Bedingungen halten. Dies zeigen zum Beispiel die Filme „FRESH“ und „Food, Inc.“
Ein Farmer namens Joel Salatin aus Virginia produziert Rindfleisch, Hühnerfleisch, Eier, Putenfleisch, Kaninchen und Gemüse. Er nennt sich selbst einen „Gras-Farmer“, denn er setzt auf sonnen-gereiftes Gras als Fütterungsgrundlage für die meisten seiner Tiere. Er hat inzwischen für das Grasen der Tiere ein Rotationsprinzip entwickelt, das sich an natürlichen Notwendigkeiten orientiert. Dieses Rotationsprinzip erlaubt es dem jeweiligen Stück Land, sich zu regenerieren und seinen Tieren Habitat für ihre spezifischen Eigenschaften zu sein. So werden die Kühe täglich auf andere Parzellen geführt, was dem Wandertrieb der Tiere entspricht und den Boden regeneriert. Die biologischen „Aufräumarbeiten“ erledigen Hühner und Truthähne, die 3 Tage später auf die leeren Flächen geführt werden und hier den Boden durch Kratzen und Picken „bearbeiten“. Er setzt keine Pestizide oder Herbizide ein, ebenso keine Antibiotika. Der Farmer hat in 50 Jahren noch keinen Dünger gekauft, ebenso keinen Samen. Er lässt Kräuterfresser Kräuterfresser sein und kooperiert mit Mutter Natur anstatt sie zu bekämpfen. Eine wahrhaft fast neue und erfrischende Philosophie.
Bei einer Monokultur würde er 150 Dollar pro Hektar Nutzpflanzen für die Dauer von 3 Monaten verdienen. Danach liegt das Land für den Rest des Jahres brach. In seinem Fall jedoch verdient er 3000 Dollar pro Hektar indem er jeden Hektar durch das Rotationsprinzip ganzjährig bewirtschaften kann. Dabei erhält er die ökologische Balance auf seinem Grundstück, was ein zusätzliches Einkommen ergibt.
Natürlich kommt jetzt sofort der altbekannte Einwand, dass man das vielleicht als Ausnahme betrachten muss, die die Regel bestätigt, dass Monokultur das Maß aller Dinge ist. So zu arbeiten KANN (oder vielleicht darf) nicht rentabel sein. Inzwischen gibt es aber ernstzunehmende Studien, die belegen, dass mittelgroße biologisch betriebene Farmen profitabler arbeiten als jede industriell aufgezogene Farm, gleich welcher Größenordnung.
Forscher von der Universität von Wisconsin veröffentlichten 2008 eine Studie, die zeigte, dass der biologische Anbau von Mischkulturen zur Vermeidung von Pflanzenkrankheiten im Rotationsprinzip günstiger ausfiel, auch finanziell, als die Monokulturen (https://www.agronomy.org/publications/aj/articles/101/2/288). Ebenso zeigte sich, dass das Rotationsprinzip beim Grasen von Kühen günstiger war. Die Autoren der Studie gingen sogar so weit, zu behaupten, dass Monokulturen und deren Unterstützung seitens der Regierung „überholt“ sind und dass es an der Zeit ist, organischen Anbau und Viehzucht zu fördern. Dem kann ich nur zustimmen.