(P. Köhler) Die Benutzeroberfläche unter http://www.esowatch.com gleicht der Wikipedia, im Gegensatz zu der bekannten Enzyklopädie kann Esowatch jedoch nicht von jedermann frei bearbeitet werden. Die Autoren sind anonym, der Betreiber unbekannt, die Domain ist in Honkong registriert.
Das klingt suspekt, hat aber einen ehrbaren Grund: erst die Anonymität ermöglicht eine offene Beschreibung der Handlungsweisen von medizinischen Betrügern und Scharlatanen, die ihre Kritiker sonst mit juristischen und außerjuristischen Mitteln (z.B. durch Okkupation verwandter Domains wie esowatch.de oder .org) mundtot zu machen pflegen.
Leider sind unsere Behörden und Standesorganisationen mit der Qualitätskontrolle alternativmedizinischer Angebote überfordert. Angebote wie Esowatch sind deshalb ein notwendiges Korrektiv zu der Vielzahl an Anbieterseiten und Werbemitteln, denen Verbraucher und Patienten ausgesetzt sind.
Um für den Leser trotz seiner Anonymität glaubwürdig zu sein, setzt Esowatch unter jeden Artikel ausführliche Quellenangaben zu praktisch jeder relevanten Aussage. Dieser Apparat aus weiterführenden bibliographischen Quellen und Links macht die Webseite auch für Fachleute interessant.
Seit dem 25. Juni ist esowatch.com nicht mehr erreichbar, zunächst durch einen ungültigen DNS-Eintrag, inzwischen ist auch der Server abgeschaltet. Es gibt bisher keine Begründung, niemand weiß Genaues. Freunde und Gegner vermuten, dass es sich nicht um einen technischen Defekt handelt und befürchten eine staatliche Maßnahme gegen die Betreiber, denn Esowatch wurde schon vielfach wegen Verleumdung und Geschäftsschädigung angezeigt.
Wir können nur hoffen, dass dieses mutige und kritische Informationsangebot nicht auf Dauer aus dem Internet verschwindet.
Update 8. Juli: http://blog.psiram.com/2012/07/esowatch-heist-jetzt-psiram/