Ein Kollege möchte wissen, ob jemand Erfahrungen mit der Gamma-Knife-Therapie bei Patienten mit essentiellem Tremor hat. Von mehreren Neurologen wird darauf hingewiesen, dass die tiefe Hirnstimulation (Deep Brain Stimulation mehr…
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Sinnkrise der modernen Risikogesellschaft
Die Meinungen über die Bedeutung gesellschaftlicher Faktoren bei der Entstehung von Sucht werden kontrovers diskutiert und reichen von,Sucht ist immer gesellschaftlich“ bis zu „die Vorstellung einer reinen Soziogenese der Sucht sei eher eine Ideologie als eine Tatsache“.
Die Bedeutung gesellschaftlicher Faktoren bei derSuchtentwicklung wird jedoch meist nicht geleugnet.Und auch wenn die spezifischen Prozesse,auf denen der soziogene Anteil der Suchtentwicklung beruht,noch weitgehend ungeklärt sind,scheint festzustehen,daß sich Suchtentwicklung immer im Spannungsfeld von Person und Umwelt vollzieht.Leben wir in einer Suchtgesellschaft,besitzt diese ein”Suchtpotential”,wie es ihr teilweise undifferenziert und pauschal zugeschrieben wird?
Müssen wir uns immer mehr betäuben,immer mehr zusaufen,zufressen,zukiffen,um der Reizüberflutung und der Alltagshektik,der Sinnlosigkeit und Leere,die sich in der Seele vieler von uns breit macht,durch den Rausch zu entfliehen?
Steht unsere technisierte Leistungsgesellschaft unseren wahren Bedürfnissen so gnadenlos gegenüber, daß wir das Gefühl, nur ein kleines, unbedeutendes Rädchen im Getriebe der Welt zu sein,nur betäubt ertragen können?
Sicher ist,daß Sucht eines der größten gesellschaftlichen Probleme unserer Zeit darstellt.Die Folgekosten für das Gesundheitssystem sind immens und eine Vielzahl von Todesopfern jährlich sind nur die Spitze dieses „Eisberg – phänomens“ – ganz abgesehen von dem individuellen und sozialen Leid,das mit dem Schicksal jedes einzelnen Suchtkranken und seiner Angehörigen verknüpft ist.„Sucht ist keine fremde Macht,die von außen angreift, sondern eine Lebenshaltung,eine Einstellung,mit der wir dem Leben begegnen. …
Sie ist eine subjektive Lösung des Sinnproblems in der Wohlstandsgesellschaft.“Im Suchtkranken zeigen sich die „pathogenen Aspekte der Werthaltungen unserer Gesellschaft wie in einem Brennpunkt“ und, „so wie der Schmerz eine Signalfunktion für den einzelnen hat,so hat die wachsende Süchtigkeit eine Signalfunktion für unsere Gesellschaft.“
Zum „Leitmotiv“ unserer „Erwerbs und Konsumgesellschaft“ wurden „Konsum“,„Wohlstand“ und „Habgier“, Habgier nach dem „Überfluß“,der uns vorgaukelt, daß alles,selbst das Glück,käuflich ist.Der Konsum wurde zur Bürgerpflicht und es wurde ein noch nie dagewesener Wohlstand erreicht,verbunden mit einer „Haben-Orientierung“,die sich „Lebensglück von einer Befriedigung der Konsumwünsche versprach,bei der aber … das Sein vernachlässigt wurde.“Und auch wenn Sucht keine gute Lösung ist und der Schaden langfristig den Nutzen überwiegt,scheint es manchmal,daß wir keine bessere Lösung haben.
Klära entfacht Begeisterungsstürme in Österreichs…
Österreichs Frauen erlebten in den letzten Wochen eine Werbeoffensive ohnegleichen, die sie von der neuen Verhütungspille Qlaira® (gesprochen “Klära”) des Pharmakonzerns Bayer Schering überzeugen sollte. Werbung für ein rezeptpflichtiges Medikament? So muss man jedoch die redaktionellen Artikel nennen, in denen die Antibabypille gefeiert worden ist. Journalismus war das nicht, sondern plumpe PR.
In der Frauenzeitschrift “Woman” wird das Medikament trendig als “neues Modell auf dem Markt” beschrieben und mit Handelsnamen genannt. Im Artikel kommen zwei Experten zu Wort. Dr. Claudia Linemeyer-Wagner, Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Familienplanung, die schon früher in Pressemitteilungen von Bayer Austria auftreten ist, und Prof. Ludwig Wildt von der Uni Insbruck.
Die Gynäkologin erklärt, dass “die Neue” einige positive Effkte berge:
Alles Aussagen, die werblich sind, da sie die Indikation der Pille nicht betreffen, und aufgrund der dürftigen Studienlage und kurzen Erfahrung mit dem Kontrazeptivum spekulativ erscheinen.
In die gleiche Kerbe haut das Gesundheitsmagazin der Kronen-Zeitung. Hier ist es Prof. Doris Gruber, die von der Verträglichkeit, die positive Wirkung auf Haut und Haare und die kürzeren Blutungen schwärmen darf.
Glaubt man dem Bericht soll Qlaira® “so natürlich wie die Natur selbst” sein. Eine mutige Aussage dafür, dass für den Wirkstoff keine Eierstöcke ausgepresst werden, sondern er chemisch synthesisiert ist, also höchstens “naturidentisch”.
Bei soviel positiven Eigenschaften stellt sich die Frage, ob die Verhütung nicht eine erwünschte Nebenwirkung ist. Die Krone gibt die klare Antwort darauf:
Im Schlusssatz wird die Message noch mal leserinnenfreundlich für die Fastfood-Generation auf dem Punkt gebracht: Man braucht Äpfel nur mehr zu essen, wenn sie einem schmecken.
Für das Nachrichtenmagazin “news” tritt der “Top-Gynäkologe” Sepp Leodolter an – der hier im Blog schon zu Ehren kam. Leodolter erläutert die Erwartungen des Pharmamarketings an eine neue Verhütungspille: “Heute muss sie nicht nur möglichst keine Nebenwirkungen haben, sondern auch Zusatznutzen erfüllen”.
Gut, dass news die Vorteile von Qlaira® eindrucksvoll aufzählt: Gute Verträglichkeit mit besserem emotionalen Wohlbefinden, kürzere Blutungen, geringerer potentieller Libidoverlust, und erst am Ende die Verhütungssicherheit. Eine “Pille für alle”:
Bei soviel Schmäh darf “Apotheker Mag. pharm. Kurt Vymazal” nicht fehlen, unter dessen Namen in der Kronen-Zeitung einmal wöchentlich über rezeptpflichtige Medikamente anhand von Indikatioen geschrieben wird. Insidern zufolge eine äusserst beliebte Kolumne für Pharmaunternehmen, die gerne über den Umweg der hauseigenen PR-Agentur bezahlt wird.
Nach der sich überschlagenden Begeisterung in den anderen Printmedien eine verstörend nüchterner Text.
Der Anbiederung und dem Marketinggeschreibsel zu urteilen, scheint “Vymazal” ein auslaufendes Modell für die Pharma-PR zu sein.
Pfizer kauft – fast alles?
Pfizer ist auf Einkaufstour.
Das Wallstreet Journal berichtet von Gesprächen zur Übernahme des Konkurrenten Wyeth. Das würde den weltgrössten Pharmakonzern nochmals um 50% fetter machen.
Das Biotech-Unternehmen Elan sucht ebenfalls einen Käufer. Wieder wird über Pfizer spekuliert. Als Haupthindernis für potentielle Elan-Käufer werden die Entwicklungspartnerschaften mit Biogen-Idec und Wyeth gesehen, die es anderen Pharmakonzernen erschweren, die Mehrheit an Elan zu übernehmen. Da erscheinen die Gespräche zwischen Pfizer und Wyeth, die seit Monaten laufen sollen, gleich in einem anderen Licht. Zudem Biogen-Idec auch auf dem Markt ist. Biogen hatte sich vor gut einem Jahr erfolgslos selber zum Verkauf gestellt.
Auch bei Ratiopharm ist Pfizer als möglicher Käufer im Gespräch. Ein Schritt, der angesichts der in den nächsten Jahren auslaufenden Patente von Pfizers wichtigen Umsatzbringern, nicht abwegig erscheint.
In der vergangenen Woche gab zudem das niederländische Biotech-Untermehmen Crucell Übernahmegespräche mit Wyeth bekannt. Die Niederländer sind bei Impfstoffen gut vertreten, die neben den onkologischen Medikamenten als einer der wenigen zukünftigen Wachstumsmärkte gelten. Ein Bereich, in dem Pfizer schwach ist.
Viel Freude für Finanzanalysten und Pharmaastrologen – und unruhige Nächte für die Mitarbeiter dieser Pharmaunternehmen.
Nachtrag
Die Sache von Crucell und Wyeth hat sich mit dem Deal von Pfizer erledigt.
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Zu Pfizer-Wyeth noch ein Vídeo: