Mikrobläschen als Radiosensitizer

(P. Köhler) Allerdings bisher nur im Mausmodell. Die Versuchstiere aus einer künstlich abwehrgeschwächten Züchtung erhielten Zellen einer hochaggressiven menschlichen Prostatakarzinomlinie (PC3) unter die Haut injiziert, die dort Tumoren bilden. Die PC3-Linie kann sich besonders gut mit zusätzlichen Blutgefäßen aus der gesunden Umgebung versorgen (d.h. sie beherrscht die sogenannte Tumorangiogenese).
Czarnota und Karshafian injizierten ihren Versuchstieren in Wasser aufgeschwemmte Mikrobläschen, die in den feinen Tumorgefäßen hängenbleiben, und dort durch den Ultraschall zerstört werden.

Solche Mikrobläschen sind in der Ultraschalldiagnostik seit langem als Kontrastmittel gebräuchlich. Die 1-4 um großen gasgefüllten Lipidbläschen werden in Flüssigkeit aufgeschwemmt gespritzt. Sie lösen sich nach wenigen Minuten von selbst auf oder werden durch die Ultraschalleinwirkung zerstört.
Die zerplatzenden Bläschen schädigen nach Ansicht der Autoren die kleinen Adern und das umgebende Tumorgewebe mechanisch. Die Krebsgeschwülste waren nach der Behandlung jedenfalls zehnfach empfindlicher für eine Strahlentherapie als vorher. Strahlentherapie und Mikrobläschen waren gemeinsam überadditiv wirksam, d.h. stärker als die Summe der Einzelwirkungen.
Ganz neu ist die Idee, die Mikrobläschen gegen Krebs anzuwenden, zwar nicht (z.B. 1993, 2008, 2011). die Arbeitsgruppe aus Toronto setzt die Methode aber als erste gemeinsam mit Strahlentherapie, als Radiosensitizer ein und verzichtet darauf, die Mikrobläschen mit Medikamenten zu füllen.
Das Problem mit diesem – wie vielen anderen reisserisch in der Presse aufgegriffenen – Grundlagenexperimenten ist, dass höchstens 1 von 20 neuen Ideen später bei echten Patienten funktioniert.
Aber die Vorstellung ist bestechend: den Tumor gewissermassen mit kleinen Explosionen "durchrütteln" und von seiner Blutversorgung abschneiden… das könnte was werden…

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