(c) Berlin. Nach Angaben des Vorsitzenden der italienischen Gemeinde Berlin Zehlendorf, Andrea Laurante (56), ist das Leben für Italiener in Deutschland nicht mehr “annehmbar”. Nachdem man mühsam über die letzten Jahrzehnte das Image des “Gastarbeiters” abgelegt habe, komme es nun erneut zu Repressalien. Die Krönung in diesem Kontext sei die aktuelle Begründung eines Urteils des Amtsgerichtes Berlin-Lichtenberg, wonach das Stechen von Ohrlöchern als Körperverletzung gewertet wurde. Eine Familie hatte gegen ein Tattoo-Studio geklagt und siebzig Euro Schmerzensgeld erstritten. Die Richter fragten, ob den Eltern eine Mitschuld anzulasten sei, da sie dem Ohrlochstechen zustimmten. “Wenn diese Urteile zunehmen, können wir uns nicht mehr vorstellen, Kinder in diesem Land großzuziehen”, sagte Laurante unserer Reporterin. Er zog Parallelen zum letztlichen Urteil des Kölner Landgerichtes, welches die rituelle Beschneidung von Jungen als Körperverletzung einstufte. Damals kam es zum Protest in der muslimischen und jüdischen Bevölkerung. Junge italienische Familien pflegen die Tradition, bereits wenigen Wochen alten Mädchen Ohrlöcher zu stechen, ohne Narkose oder örtlicher Betäubung. Der Ethikrat des Bundes beschäftigt sich nun mit dem Thema.
Monika Waberhaus für die Aktuellen Nachrichten, Berlin-Lichtenberg.