Klinische Krebsregister sollen zentralisiert werden

(P. Köhler) Minister Bahr stellte als wesentliche Neuerung seines Entwurfs heraus, dass die Krankenhäuser durch die Register "vergleichbar" werden. D.h. es  geht darum, die Klinischen Krebsregister bundesweit auszuwerten und die Behandlungspfade der einzelnen Kliniken zu überprüfen. Nach den gemeldeten Heilungsraten, Nebenwirkungsraten etc. könnten Ranglisten erstellt und nicht zuletzt auch finanzielle Allokationsentscheidungen getroffen werden.
Die Krebszentren, Organkrebszentren und weiteren Krankenhäuser werden so in einen Qualitätswettbewerb eintreten.
Das entspricht dem "Handlungsfeld 2, Ziel 8" des Nationalen Krebsplans, der seit vier Jahren in Kraft ist.
Der Referentenentwurf, den das Kabinett heute beschliesst, ist hier nachzulesen und schon recht konkret. Unklar bleibt höchstens noch die Aufgabenverteilung zwischen den neu zentralisierten/vereinheitlichten Klinischen Registern und den Epidemiologischen Krebsregistern, die es schon überall gibt.
Vielleicht ist die Brisanz dieses Plans bei den betroffenen Krankenhäusern noch nicht überall erkannt worden. Es gibt jedenfalls erstaunlich wenig Aufregung. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft konnte noch keine Stellungnahme veröffentlichen. Von der AWMF (med. Fachgesellschaften) und der AGT (Arbeitsgemeinschaft deutscher Tumorzenten) gibt es vorläufige, vage zustimmende Positionspapiere.
Andererseits haben alle deutschen Krebs- und Organzentren definitionsgemäß bereits klinische Krebsregister eingerichtet und sind es gewohnt, regelmäßige Qualitätsberichte zu veröffentlichen. Auch die Meldungen der Basisdaten an die Epidemiologischen Krebsregister sind für Ärzte in Baden-Württemberg alltäglich. Neu wird also nur sein, dass unsere Krebsbehandlungen künftig zentral überprüft werden. Dabei wird es zwangsläufig Gewinner und Verlierer geben. 
Eine weitere Folge: aus den bisherigen medizinischen Leitlinien werden so dezidierte Richtlinien, verbindlich beschlossen entweder durch die Bundesbehörde oder durch den Gemeinsamen Bundesausschuss. Ob das nicht noch Streit geben wird?