Nebenwirkungen von Belladonna

 

Belladonna (Atropa Belladonna), oder schwarze Tollkirsche, ist eine der großen homöopathischen Arzneien (Polycrest). Viele, vor allem akute Beschwerden und Fieber werden mit Belladonna
behandelt. Doch, wenn es falsch gewählt, oder falsch verabreicht wurde, kann Belladonna Nebenwirkungen verursachen.

Belladonna gehört zu den meist verschriebenen homöopathischen Arzneien. Das liegt daran, dass diese sehr giftige Arzneipflanze, homöopathisch aufbereitet, in vielen homöopathischen
Komplexpräparaten enthalten ist. Diese werden von Kinderärzten gern und oft als alternative und schonende Behandlung für Fieber, beginnende Infekte, Ohren- oder Halsschmerzen verordnet. Meist mit
gutem Erfolg. Denn Belladonna ist selbst in homöopathischen Dosen hochwirksam.

 

Oft werden bei Komplexpräparaten verschiedene Arzneistoffe in Tiefpotenzen (zB. D6 -D12) zusammen gemischt. Die Idee dabei ist, dass einer dieser Inhaltsstoffe, zum Beispiel bei Fieber, dann auf
die individuellen Symptome des Patienten wirken kann.

 

Doch wenn diese Komplexpräparate nicht passen oder falsch dosiert werden, können die Personen, die diese einnehmen, kranker werden, oder sogar Symptome bekommen, die vorher nicht da waren und als
“Nebenwirkung” (Prüfungssymptome) des eingenommenen Arzneimittels zählen.

 

So fragte eine Mutter, nachdem ein Arzt ihr ein Präparat für die Halsbeschwerden ihres Kindes verschrieben hatte, ob es sein kann, dass die Schlafstörungen, die ihr Kind seither hat, von der
Belladonna Einnahme kommen könnten.

 

Komplexpräparate müssen laut Dosierungsanleitung oft mehrmals täglich je 5 Globuli eingenommen werden. Ist einer der Inhaltsstoffe des Präparates oder dessen Potenzhöhe jedoch nicht passend
genug, kann es zu einer sogenannten Arzneiprüfung kommen. Doch was sollen diese Arzneiprüfung bzw. Nebenwirkungen sein?

 

Homöopathische Verordnungen beruhen auf den Arzneimittelprüfungen. Normalerweise nehmen freiwillige Gesunde in Selbstversuchen mehrmals hintereinander im Stunden- bzw. Tagesabstand (je nach
Prüfung) ein Arzneimittel ein, ohne dass sie vorher irgendwelche Symptome hatten und meist ohne zu wissen, welche Arznei sie einnehmen.

 

Je nach Empfindlichkeit des Probanden entwickeln sich daraufhin sofort, nach Stunden bis zu drei Tagen die ersten Symptome. Sobald Symptome erscheinen, wird die Einnahme des Arzneistoffes
gestoppt. Die neuen, unbekannten Symptome werden von einem Prüfungsleiter protokolliert und nach Beenden der Prüfung ausgewertet.

 

Anhand dieser Prüfungsprotokolle werden seit 250 Jahren homöopathische Arzneien verordnet. Hat ein Kranker diese beschriebenen Symptome, ohne vorher den Stoff eingenommen zu haben, kann ihm diese
Arznei helfen gesund zu werden.

 

So führte bereits Hahnemann (der Begründer der Homöopathie) eine Belladonnaprüfung durch, in der verschiedene Personen nach der Einnahme der Tollkirsche ähnliche Symptome bekamen.

 

“Benebelung des Kopfs wie von vielem Branntwein und Tabakrauchen [Hbg.]

Benebelung und Eingenommenheit des ganzen Kopfs, wie vom widrigen Gefühle eines anfangenden Rausches [Gß.]

Eingenommenheit des Kopfs; bei Bewegung heftiger [Hrn.]” …. 


Die Probanden erlebten außerdem Symptome von Kopfröte, Hitzegefühlen, Kopfschmerzen und deliriumartige Zuständen, so dass man zu der Vermutung kommen konnte, dass es sich um Fieber handelte,
obwohl kein echtes Fieber vorlag.

 

Auch beschreibt schon Hahnemann in seiner “reinen Arzneimittellehre” die Wirkung der Belladonna genauso, wie die Mutter in der heutigen Zeit die Symptome ihres Kindes beschreibt, welches durch
ein Belladonnapräparat unfreiwillig eine Arzneimittelprüfung erlebte.

 

“….Vor Mitternacht unruhiger Schlaf; das Kind wirft sich herum, strampelt und redet zänkisch im Schlafe.” oder: “Öfteres Aufwachen aus dem Schlafe, und ob er sich gleich bald auf
diese, bald auf jene Seite wendet, so findet er doch keine Ruhe und kann nicht wieder einschlafen [Lr.]”

 

 

Belladonna Illustration Hömöopathie
Prof. Dr. Otto Wilhelm Thomé Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz 1885, Gera, Germany

 

Doch nicht nur in der Komplexmittelhomöopatie, sondern auch in einer klassisch homöopathisch herausgearbeiten, gut ausgewählter Repertorisation und einmaliger Einnahme der homöopathischen
Belladonnapotenz kann sich eine Krankheit verschlechtern oder unterdrückt werden.

 

So bekam ein Kind eine Belladonna Verordnung. Es zeigte die klassischen Belladonna Symptomen mit hohem Fieber, rotem Kopf und kalten Extremitäten sowie bellenden Husten besonders Nachts. Nach der
Einmaleinnahme sank das Fieber zwar innerhalb kurzer Zeit. Doch das Kind hustete schlimmer als zuvor und fühlte sich sehr übel. Der Allgemeinzustand verschlechterte sich, Schwäche und
Appetitlosigkeit traten auf. Das Kind schlief unruhig und war in einem unruhigen Dämmerzustand. In solcher Situation ist guter Rat teuer. Ein erfahrener Behandler erkennt nun,  dass das
vermeintlich richtig gewählte Arzneimittel den Organismus eher schwächt und ein passenderes homöopathisches Mittel verordnet werden muss. Eine Wiederholung der Arznei könnte hier den Zustand
weiter verschlechtern.

 

Durch erneute Symptomeneruierung konnte anschließend ein besser passendes Arzneimittel verordnet werden. Nach der Mittelgabe erschien erneut das hohe Fieber, nachdem dieses ja unter der
Belladonna-Einnahme verschwunden war.  Die Ruhelosigkeit verbesserte sich jedoch. Am nächsten Tag zeigte das Kind Hunger, der Husten reduzierte sich innerhalb der nächsten Tage.

 

Was war also geschehen? Durch das zwar passende Arzneimittel Belladonna konnten die Symptome des Kindes wirkungsvoll unterdrückt werden. Da es sich aber nicht um das passendste Arzneimittel
handelte, schwächte Belladonna die Lebenskraft des Kindes. Nach der Neuverordnung eines anderen, besser passenden Arzneimittels wurde die Lebensenergie wieder gestärkt und mit mehr Energie konnte
der Körper mit Fieber die Immunregulation stimulieren und genesen.

 

Fazit: Homöopathie ist keineswegs ohne Nebenwirkungen. Mit Bedacht sollte jede Arzneieinahme gewählt und gegeben werden. Jede homöopathische Einnahme  ist auch eine Arzneigabe, die nicht nur
Symptome lindern, sondern auch verschlechtern, oder hervor bringen kann.

 

Erfahrene Homöopathen/innen studieren meist viele Jahrzehnte, um die Kunst der homöopathischen Behandlung zu erlernen, damit sie das möglichst passende Arzneimittel ohne viele Nebenwirkungen
verordnen können.


©Heike Dahl

 

 

 

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