(P. Köhler) Die Heimatzeitung berichtet heute über einen Vorschlag der grünen Gemeinderatsfraktion: die städtischen Kantinen sollen einmal pro Woche fleischlos kochen.
Ob das eine gute Erziehungsmaßnahme wäre oder eher ein ungerechtfertigter Zwang, darüber kann man streiten. Aus medizinischer Sicht ist immerhin anzumerken, dass es für die Gesundheit der Konstanzer gut wäre, wenn sie zwei- bis dreimal pro Woche auf Rind und Schwein verzichten würden.
Im April erschien in den Archives of Internal Medicine eine sehr große Kohortenstudie. 121.000 Teilnehmer, die zu Beginn noch gesund waren, wurden bis zu 28 Jahre lang regelmäßig befragt.
Die Sterblichkeit in der Gruppe, die jeden Tag rotes Fleisch (Schwein, Rind, Lamm, Wild) aß, war 13% höher als der Durchschnitt. Sogar 20%, wenn täglich Wurst oder Schinken ("processed read meat") verzehrt wurde! Die Beziehung von Sterblichkeit und Anzahl der täglichen Fleischmahlzeiten war streng linear.
Die zusätzlichen Todesfälle wurden durch Herzinfarkte, Schlaganfälle und verschiedene Krebserkrankungen verursacht. Rechnerisch ergab sich, dass eine Halbierung des Verbrauchs an rotem Fleisch etwa 8% der Todesfälle verhindert hätte. Bezüglich der Krebsrate bestätigt die neue Studie exakt die Ergebnisse der europäischen EPIC-Studie aus dem Jahr 2001.
Zwar hatten die "Fleischesser"auch vermehrt andere Risikofaktoren wie Rauchen, Übergewicht, und Bewegungsmangel; deren Effekt war aber von dem des roten Fleisches unabhängig.
Der Begriff "rotes Fleisch" bezieht sich Wikipedia zufolge auf den Myoglobingehalt, der 20x höher ist als bei Geflügelfleisch. Das Eisen aus dem Myoglobin könnte Tierversuchen zufolge die Entstehung von krebserregenden Abbauprodukten katalysieren und in den Fettstoffwechsel eingreifen.
Und leider heben auch Produkte von einwandfrei gehaltenen Tieren aus ökologischer Landwirtschaft die Korrelation nicht auf.
Wirklich bewiesen, oder gar verstanden sind diese Mechanismen bei weitem noch nicht. Aber der statistische Zusammenhang ist nach meiner Auffassung zweifelsfrei; jeder kann daraus seine persönliche Konsequenzen ziehen.
[Abbildung: Wikimedia Commons / User:Franz Winter / Lizenz: CC]