Schon seit dem Altertum verwendet der Mensch zur Behandlung von Krankheiten verschiedene Pflanzen und Pflanzenteile, darunter auch Teile von Kieferngewächsen. In der europäischen Volksmedizin werden vor allem die Nadeln und Zweige der Latschenkiefer traditionell bei Erkältungen und Muskelschmerzen angewendet.
Das Besondere der Latschenkiefer
Die Latschenkiefer, botanisch Pinus mugo, ist ein artengeschützter, immergrüner, zapfentragender, bis fünf Meter hoher Nadelbaum mit braun-schwarzer, schuppiger Rinde aus der Familie der Kieferngewächse. Latschenkiefern wachsen in mittel- und südeuropäischen Gebirgen und bilden hier häufig die obere Baumgrenze. In diesen Höhen muss die Latsche langen Kälteperioden, häufigen Niederschlägen, starken Winden sowie hohen Schneedecken standhalten. Die Nadeln enthalten ein ätherisches Öl, das Latschenkiefernöl, das zu pharmazeutischen und kosmetischen Produkten verarbeitet wird. Das wilde Sammeln von Latschenkiefernnadeln ist verboten, daher werden in Südtirol, in Tirol und im Allgäu Latschenkiefern erwerbsmäßig angebaut.
An das Latschenkiefernöl gelangt man durch Wasserdampfdestillation. Dafür werden 200 bis 300 Kilogramm frische, zerkleinerte Nadeln, Zweigspitzen und Ästchen in einem speziellen Dampfkessel bis acht Stunden für einen Liter Öl erhitzt. Im daran anschließenden Abkühlungsprozess trennen sich das farblose bis gelbe, klare, kräftig riechende Öl und das Wasser. Die chemische Zusammensetzung des Latschenkiefernöls ist sehr komplex und hat eine antibakterielle Wirkung.
Die Anwendungsgebiete der Latschenkiefer
Latschenkiefernöl ist Teil von Salben, Gels und Fluids für eine äußerliche Anwendung. Diese werden bei Muskelschmerzen oder -verspannungen und bei Rücken- und Gelenkschmerzen aufgetragen. Hier wirkt das Latschenkiefernöl stoffwechselanregend und durchblutungsfördernd in Haut und Muskulatur, dadurch fühlt sich die eingeriebene Stelle schnell warm an. Auch vorbeugend, wie vor einer sportlichen Betätigung oder einer Wanderung, können die Muskeln damit eingerieben werden. Beim Auftragen verteilt sich das ätherische Öl auch in der Luft und wird eingeatmet. Diesen Effekt spürt man besonders bei Latschenkiefernsalben, die für Erkältungskrankheiten, wie Schnupfen oder Husten, gedacht sind. Latschenkiefer in Inhalationsprodukten, Salben oder Hustenbonbons unterstützt die Schleimlösung und den Abtransport aus den oberen und unteren Atemwegen. Latschenkiefernöl ist auch Bestandteil von medizinischen Bädern, Massageölen und Saunaaufgüssen und wird in der Fußpflege gegen Hornhaut oder Hornhautschwielen verwendet. Darüber hinaus wird Latschenkiefer auch als kombiniertes Präparat mit Arnika, Franzbranntwein oder Sole zur Durchblutungsförderung und gegen schmerzende Muskeln angeboten. Zwei Tropfen Latschenkiefern-Aromaöl in einer Duftlampe verströmen den Duft im ganzen Raum, dieser wirkt beruhigend und stimmungsaufhellend.
Anwendungshinweise
Die Anwendungshinweise des Latschenkiefernproduktes sollten immer beachtet werden. Denn Latschenkiefernöl in konzentrierter Form wirkt reizend auf Haut und Schleimhäute. Für Babys und Kleinkinder ist Latschenkiefernöl nicht geeignet, es besteht Erstickungsgefahr. Asthmatiker sollten, bevor sie Latschenkiefernprodukte anwenden, einen Arzt zu Rate ziehen, da das ätherische Öl einen Asthmaanfall verursachen kann. Das Gleiche gilt bei Krampfadern, Herz-Kreislaufbeschwerden und fieberhaften Infekten. Auch bei Lungenentzündungen, Keuchhusten, Hautkrankheiten und Verbrennungen ist von Latschenkiefer abzuraten, da dann die Krankheitssymptome eher zunehmen. Zudem treten bei empfindlicher Haut Rötungen nach dem Auftragen auf.
Bildquellenangabe: Elke Barbara Bachler / pixelio.de
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