Die Sache mit dem Systemversagen

Bundesadler im Bundestag

Bildnachweis: Lars Haberl/pixelio.de

Oh Gott! “Systemversagen” schallt es herüber! – Aber keine Angst, liebe IT’ler, es betrifft weder PC noch Server. Und, liebe Mitbürger, Versicherte und Patienten, mögt ruhig sein: es geht nicht um den Sudan, nicht um den Euro, gottlob nicht einmal um die Sozialversicherung. Gemeint ist hier nur der deutsche Staat.

Immerhin: es muss um eine ernste Angelegenheit gehen, wird doch dieses “Systemversagen” von einem Protagonisten nun schon mehrfach vor- und mir zugetragen. Ausgesprochen von einem wohlvernetzen, ja hochstudierten Funktionsträger des deutschen Gesundheitswesens.

Was ist geschehen? Auf einer wohlfeilen Veranstaltung in der Hauptstadt sprach ich mit Häppchen mit besagtem Funktionsträger, bis jüngst in leitender Position tätig. Er erregte sich sichtlich darüber, dass nicht “der Staat”, sondern die Stiftung Gesundheit das bundesweite Ärzteverzeichnis für die Patienteninformationen der Krankenversicherungen und Gesundheitsportale bereit stellt. Seiner Meinung nach sollte die mühsame Aufgabe, das Ärzteverzeichnis auf den neusten Stand zu halten, aus öffentlichen Mitteln getragen werden. Und dann solle das Verzeichnis Krankenkassen und Internetportalen zur Verfügung gestellt werden. Der aktuelle Zustand stelle ein “Systemversagen” dar.

Seien wir ehrlich: Ist das schon ein “Systemversagen”? Was steckt dahinter?

Der Preußisch-Deutschen Michel fremdelt ja historisch bedingt mit der Tatsache, dass der Staat womöglich mal nicht alles regelt, sondern nutzbringende Arbeit punktuell von NGO und NPO erbracht wird, von Non-Government-Organizations und Non-Profit-Organizations.

Doch ist das wirklich so schlimm? Ist der Wunsch nach dem starken Staate noch zeitgemäß? Was ist hoheitliche Aufgabe, die dem Staate gebührt – was können Unternehmen leisten und was die Unternehmen in Sozialer Verantwortung?

Zugleich wird doch stets das Wort vom “Empowerment” der Patienten und Versicherten im Munde geführt und das vielbeschworene “shared decision making”. Das ist eine weltanschauliche Debatte, die mir an dieser Stelle arg widersprüchlich erscheint, ja sogar willkürlich. Denn es ist nicht plausibel, nach dem starken Staate zu rufen und zugleich Empowerment der Menschen das Wort zu reden.

Doch keine Sorge: Das Gesundheitswesen erträgt ja seit Jahren und Jahrzehnten noch viel drastische Widersprüchlichkeiten.

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