Erst hü – dann hott? Wir waren zugegebenermaßen schon ein wenig überrascht, dass sich nun ausgerechnet die CDU in Mecklenburg-Vorpommern in einer rot-schwarzen Koalition als Befürworter einer Pflegekammer zeigte. Das wärte aber nicht lange – also, die Befürwortung. Unsere Überraschung schon, den erstaunlich ist die 180°-Wendung der Christ-Demokraten und vor allem die Begründung dafür: die Proteste aus der Branche hätten einen Reflektionsprozess ausgelöst, an dessen Ende man dann doch lieber den Antrag wieder zurück genommen hat.
Wie bitte? Aus der Branche? Die Arbeitgeber haben protestiert – mitnichten die Branche. Dass die Arbeitgeber kein Interesse an einer pflegerischen Selbstverwaltung haben, ist bekannt. Dass die Politik ihre Entscheidungen aufgrund der Interessen Einzelner trifft, auch. Das nennt sich dann Lobbyismus und ist wie die Pest unserer Zeit. Dabei geht es nicht darum, was richtig und gut für alle ist – es geht darum, was am wenigsten Widerstand provoziert.
Das wiederum ist in der Branche eine verlässliche Größe: von den Pflegenden kommt wenig Widerstand, meist ist er nicht organisiert und verpufft in der Initiative einzelner, die dann bei kleiner Flamme ausbrennen.
Man muss kein Freund der Pflegekammer sein – man kann es auch als Demokrat zum k***** finden, dass hierzulande eine vergleichsweise kleine Interessengruppe den Volksvertretern den Weg vorzeichnet, den alle anderen zu gehen haben. Und wenn in diesem Zusammenhang dann auch noch die Machtpotenziale im Gesundheitswesen zwar erkannt werden, die Pflegenden aber doch wieder an den Katzentisch müssen – dann wünscht man sich, dass Politik ihre Aufgabe ernster nehmen würde. Was um alles in der Welt hat die CDU in Mecklenburg bloss geritten, in dieser Frage die Pflegenden komplett auszuklammern – nachdem die Partei der Berufsgruppe den Mund wässrig gemacht hat?
Mehr Demütigung geht kaum noch…