Überall berichtet es gerade von den geplanten Protestveranstaltungen der niedergelassenen Ärzte zwecks Durchsetzung einer angemessenen Vergütung. Als unmittelbar Betroffener nimmt es mich mitunter wunder, mit wieviel Ethik und Pathos hier argumentiert wird – von beiden Seiten. Das Schlagwort der Neiddebatte kommt wieder auf und immer wieder auch das Verweisen auf die Selbstverwaltung der Ärzte, die einer Fehlverteilung innerhalb der Facharztgruppen Vorschub leiste.
In der Praxis gibt es nicht viel Zeit, um unsere Beweggründe darzulegen. Flyer werden nicht gelesen und meine Steuererklärung mit jedem einzelnen Patienten durchzugehen, raubt zuviel Zeit. Da bleibe ich bei zwei drei schlichten Zahlen:
Software/Hardware-Pflegevertrag meines EDV-Systems pro Monat: 134 Euro. (wohlgemerkt ohne etwaige Reparaturen, Hardware usw. – einfach nur, damit die Folgekosten etwas günstiger angeboten werden). Achja: Online-Support via Teamviewer übrigens 61 Euro pro Stunde.
Versorgung eines krankenkassenversicherten Kleinkindes für drei Monate = Quartalspauschale = ca. 36-38 Euro. (wohlgemerkt zusätzlich der Vorsorgeuntersuchungen, aber davon gibt es jenseits des Säuglingsalters nur noch eine pro Jahr). Achja: Und ab soundsoviel Patienten wird der Rest nicht bezahlt.
Ich finde das seltsam. Oder rechnet doch einmal, was die ärztliche Versorgung einer Katze oder eines Hundes “einbringt”. Mist, jetzt bin ich auch in der Neiddebatte.
Kommentare wie diese einer großen deutschen Tageszeitung schlagen dann unter die Gürtellinie: “[Warum dürfen Ärzte nicht streiken?] Weil Ärzte keine Lokführer sind und Ärztinnen keine Stewardessen. Sie befördern niemand von A nach B, sie entscheiden über Gesundheit und Lebensqualität, Leben und Tod.” (Stuttgarter Zeitung von heute.)
Wieso ist der Analogschluß von Ärzten zu Lokführern der gleiche wie von Ärztinnen zu Stewardessen?
Und: So weit sind wir Halbgötter noch nicht, dass wir die Entscheidung treffen über das Ende des Lebens. Zuviel der Ehre.
Aber vielleicht sollten wir das mal in die Waagschale der Tarifdiskussionen werfen?