Hajo der Stationsarzt – Tod im Morgengrauen

( … was bisher geschah … ) Der nächste Notarztdienst ist mal wieder am Start. Hajo schrubbt gehörig Dienste, er bekommt dafür kein Geld, sondern Freizeit. Das ist viel wertvoller meint er. Irgendwie ist er nicht so der Kapitalist. Und wie siehts dann aus mit Haus, Heirat und Kinder? Das kann warten … Den heutigen Dienst wird er allerdings nicht so schnell vergessen (zartbesaitete Personen bitte an dieser Stelle stoppen und Bericht in der Zeitung nachlesen) …

Es ist Sonntagmorgen und Hajo wälzt sich im Notarztdienstzimmer hin und her. Der Herbst beginnt und wie wir alle wissen wird es dann neblig, kälter und auch das Gemüt wird etwas empfindlicher und träger. Pfeife !!! Hajo fährt rasch in seine Einsatzsocken und torkelt rennt zum Einsatzfahrzeug. Zielort: Ein Bahnübergang, Erkrankung: Bahnunfall. Mist! Diese Diagnose mag Hajo ganz und gar nicht, denn in aller Regel bedeutet dies: Suizid mit völlig zerfetzten Leichen … und das am frühen Morgen. Er zieht sich den Reißverschluss seiner Notarztjacke bis unter die Nase … er ahnt Schlimmes …

In der Morgendämmerung erreichen sie den Bahnübergang. Unwirklicher Nebel bedeckt die Gleise. Es ist kalt. Ein Zug wartet am nahe gelegenen Bahnhof. Die Polizei ist schon anwesend. Der Lokführer ist ausgestiegen, er ist sichtlich nervös, zittert. Er zeigt in die andere Richtung.

Langsam geht Hajo die Gleise entlang und findet eine Leiche, ein junges Mädchen, vielleicht gerade mal 19 Jahre alt. Sie ist in der Körpermitte durchtrennt, ein sauberer Schnitt. Keine Leichenteile in der Gegend zerstreut, wie es meistens üblich ist … ein Suizid? Das liegt nahe. Hajo muss vorsichtig sein, er darf den Tatort nicht verändern, er muss lediglich den vorläufigen Totenschein ausfüllen. Seine Augen betrachten die Umgebung. Dort liegt etwas … es ist ihr Personalausweis, wohl vorsorglich abgelegt, um die Identifizierung zu beschleunigen. Das bekräftigt die Suizidvermutung. Hajo liest den Namen und überträgt ihn auf den Totenschein. Tatsächlich, sie ist … war … 19 Jahre alt. Was für eine Sch … Korrekt füllt er Zeile für Zeile aus, … Unterschrift … fertig. Aufgrund der schon fortgeschrittenen Totenstarre folgert Hajo, dass bereits der vorhergehende Zug unbemerkt das Mädchen getötet hatte. Der Fall ist für ihn nun abgeschlossen. Die weitere Arbeit muss die Kriminalpolizei erledigen.

Schnell noch nach dem Zugführer sehen … er scheint mittlerweile ziemlich gefasst. Er lehnt einen Kriseninterventionsdienst ab, für ihn ist heute vorzeitig Feierabend. “Schon der Dritte” murmelt er so vor sich hin … er ruft seine Frau an … sie soll ihn abholen … Dass seine Lok das Mädchen nicht getötet hat, sondern die seines Kollegen scheint ihn nicht so wirklich zu interessieren.

Ein erster Sonnenstrahl bricht durch den Nebel durch. Hajo hat bald Dienstschluss, doch er freut sich nicht darauf. Einen letzten Blick wirft er auf die Tote, ihr Gesicht …

Dieser Fall trifft Hajo schwer, er fühlt sich leer und ausgelaugt als er gegen 9 Uhr die WG betritt. Er trinkt erstmal einen Kaffee und denkt über den Einsatz nach. Manchmal möchte er einfach hinschmeißen … aufhören mit seinem Job, doch er liebt ihn doch über alles …

Telefon … es ist Michelle. Sehr gut! Hajos Gedanken klaren wieder auf. Sie ist sein Sonnenschein, war es immer gewesen, sie die Elfengleiche … so schön, dass er sie hat und dass sie ihm zuhört. Natürlich erzählt er ihr alles über diesen Einsatz. Eine kleine Träne bildet sich am entferntesten Augeninnenrand … aber nicht der Rede wert. Das Leben geht weiter, auch sein Notarztleben, das ist klar und vor allem mit Michelle … sie verabreden sich für heute Abend …

 

Artikel von: Monsterdoc

Artikel zum Thema passend:

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *