“Sag mal, weißt Du, wo der steckt?” fragt Sarah
“Wer?”
“Na, der Zugang, der gerade gekommen sein soll!”
Sie schwenkt eines jener berühmten postkartengroßen hausärztlichen Einweisungsformulare.
Schlapplinski, Johann, steht da, nebst den üblichen Personalien in pixeliger Nadeldruckerschrift, und darunter in hausärztlicher Krakelkraue der Einweisungsgrund.
Mit inzwischen jahrelanger Routine gelingt es mir problemlos, die entscheidenden Worte zu entziffern: AZ-Verschlechterung, bitte um diagnostische Abklärung.
“Na prima!” sage ich. Business as Usual, nix Besonderes, der ganz normale Alltagsscheiß.
“Und wo steckt er jetzt?”
“In Kabine zwei, nehme ich an!”
“Da isser aber nicht.”
“Ja was weiß ich denn… vielleicht auf dem Klo?”
“Seit einer halben Stunde?”
“Manche brauchen halt etwas länger…”
“Würdest Du vielleicht einmal auf der Herrentoilette..”
Warum nicht? Für Sarah tu ich doch fast alles… Trotzdem Fehlanzeige.
“Vielleicht ist er eine rauchen?”
“Ist mir inzwischen ziemlich egal, wo er steckt!” sagt Sarah und drückt mir den Einweisungszettel in die Hand, “Ich habe nämlich Feierabend. Normalerweise bin ich ja nicht so, aber heute muss ich ausnahmsweise mal pünktlich raus. Wenn es Dir also nichts ausmacht, mein herzallerliebster Benno-Schnuckiputz…?”
Wie schon gesagt, für Sarah… und welcher geschlechtsreife Mann diesseits der Andropause kann solch liebreizenden, von plinkerndem Augenaufschlag begleitenden Worten widerstehen?
Herr Schlapplinsiki ist also mein Hauptgewinn des heutigen Morgens. Und knapp zwanzig Minuten später – so lange wie man braucht um einen Becher Krankenhauskaffeeplörre hinunterzuspülen – ist er dann auch tatsächlich dort, wo er sein sollte, nämlich in Kabine zwei auf dem Schemel neben dem Bett.
Ich strecke ihm meine Hand entgegen.
“Guten Morgen, Herr….”
“Ich will nach Hause!” bellt es zurück.
Mir schwant Schlimmes.