“Sagen Sie mal, Sie sind doch da der Kinderarzt…”, die Frau hinter der Wursttheke zeigt vage durch den Supermarkt, Luftlinie gen meiner Praxis.
“Ja…?”, frage ich, bereits mutmaßend, dass ich die Wehwehchen des Enkelkindes beurteilen soll.
“Ich hab da mal eine Frage.” Wusste ich´s doch.
Ich nicke ihr aufmunternd zu.
“Das mit dem Krepps ist auch wirklich schlimm bei den Kindern, oder?”, sagt sie und wischt sich die Hände an der Schürze ab.
“Ja, … sicher.”
“Und ist das denn auch so häufig?”
“Naja, das ist alles relativ”, ich nehme den verpackten Aufschnitt und den viertel Bergkäse von der Theke.
Sie: “Ja, und wie häufig? So bestimmt bei zehn Kinder eines, oder?”
Ich: “Nein, so viel nun auch nicht.”
Sie: “Nicht, aber im Fernsehen…”
Ich: “Nun, im Fernsehen…”
Sie wischt die Theke mit einem rosa Lappen ab. “Ja, gell, soviel sind das nicht, gell, das habe ich auch zu meinem Mann gesagt.”
Ich: “Vielleicht in einem Jahr zwei oder drei Kinder in der Praxis?”
“Ach?”, macht sie, hält mit dem Wischen inne und fixiert mich mit ihren blau schimmernden Äuglein. “Doch so wenig? Na schau an. Und warum machen die dann immer so Werbung damit im Fernseh?”