Erkrankungen des lymphatischen Systems (Bestrahlung)

Neoplasien des lymphatischen Systems kommen in Form des Morbus Hodgkin und der Non-Hodgkin-Lymphome vor.
An Morbus Hodgkin erkranken überwiegend Jugendliche und junge Erwachsene, seltener ältere Erwachsene. Ausgehend meist von einer Lymphknotenschwellung am Hals und im Mediastinum kann sich die Erkrankung über alle Lymphknotenstationen des Körpers ausbreiten, die kraniokaudale Ausbreitung ist die häufigste Variante. Solange lediglich wenige Lymphknotenstationen ober- oder unterhalb des Zwerchfells befallen sind (Stadium I-II) kann eine alleinige definitive Strahlentherapie in 80% zu einer dauerhaften Ausheilung der Erkrankung führen. In einer aufwändigen Bestrahlungstechnik (sog. “Großfeldtechnik”) werden hierbei alle Lymphknotenregionen des Körperstamms mit 30-36 Gy bestrahlt, im Bereich der befallenen Lymphknoten werden 40-44 Gy appliziert.
Da in den Frühstadien nach alleiniger Radiotherapie Rezidive überwiegend außerhalb der bestrahlten Lymphknotenstationen auftreten, wird zur Zeit in Studien überprüft, ob durch den frühzeitigen Einsatz einer zytostatischen Chemotherapie diese möglicherweise initial schon vorhandenen mikroskopischen Tumormanifestationen vernichtet werden können und eine Verkleinerung der Bestrahlungsfelder auf die primär befallenen Regionen, respektive die benachbarten Regionen in ausgedehnteren Fällen, sowie eine Absenkung der Strahlendosis möglich ist.
Die Non-Hodgkin-Lymphome stellen eine heterogene Gruppe von Erkrankungen dar. Die niedrigmalignen Non-Hodgkin-Lymphome (lymphoplasmazytoides Immunozytom, zentroblastisch-zentrozytisches Lymphom etc.) können – wie beim Morbus Hodgkin – bei Befall lediglich der Lymphknoten ober- oder unterhalb des Zwerchfells (Stadium I-II) ebenfalls mit einer alleinigen Strahlentherapie ( in “Großfeldtechnik”) geheilt werden. Hier sind – wie beim Morbus Hodgkin – 30 Gy in den nicht befallenen und 40-46 Gy in den befallenen Lymphknotenregionen erforderlich.
Die hochmalignen Non-Hodgkin-Lymphome können bei Erwachsenen lediglich in ihren absoluten Frühstadien (Stadium I mit Befall lediglich einer Lymphknotenregion) durch die alleinige Strahlentherapie geheilt werden.
Bei Kindern wird, gemäß den Kinderonkologiestudien, auch in den niedrigen Stadien mit einer zytostatischen Chemotherapie begonnen.
In allen höheren Stadien wird, auch bei Erwachsenen, wegen der hohen Rate an klinisch okkulter Dissemination schon bei Diagnosestellung, eine zytostatische Chemotherapie durchgeführt, an die eine Bestrahlung der initial ausgedehnt befallenen Lymphknotenregionen mit 36-46 Gy angeschlossen werden sollte.

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