Der gestrige Besuch in einer Wirtschafts-Fachbuchhandlung erbrachte als “Nebenwirkung” eine erstaunliche Beobachtung: unter dem Stichwort “Kundenzufriedenheit” fanden sich insgesamt 12 Titel, die diesem Thema gewidmet waren, der Bereich “Verkauf / Verkaufstechniken” konnte jedoch mit 96 Publikationen aufwarten. Eine Nachfrage ergab, dass es sich hierbei um die aktuellen Bücher zu den Themen handelte. Der stichprobenartige Blick in die Inhaltsverzeichnisse einiger Sales-Ratgeber zeigte, dass auch hier natürlich das Thema “Kundenorientierung” aufgegriffen wird, aber in Relation zum übrigen Inhalt nur als Randerwähnung, zusammengefasst in der Klassiker-Appell, man müsse immer daran denken, “im Kopf des Kunden zu denken”. Die Beobachtung dieses Verhältnisses der Buchtitel spiegelt sich auch in der Arbeitsrealität des Pharma-Vertriebs wieder. Die durchschnittliche Betreuungsqualität von Pharma-Referenten und -Beratern liegt bei nur 56% (Pharma-Außendienst-Strategie 2013: Den Mainstream der Kundenanforderungen erkennen). Die Techniken sind hierbei nicht für den niedrigen Wert verantwortlich, denn hier werden die Kundenanforderungen zu gut 74% erfüllt. Vielmehr hapert es bei Kompetenz und Serviceorientierung. Im Mittelpunkt der Kundenanforderungen stehen in beiden Aktionsbereichen vor allem Aspekte der Praxisführung. So verwundert es nicht, dass Pharma-Berater, die sehr gute Noten von ihren Kunden für ihre Betreuungsqualität erhalten, neben den Produkt-Informationen konkrete und vor allem praxisbezogene Serviceleistungen anbieten, z. B. Abrechnungshilfen, Patientenbefragungen, Telefonschulungen für Mitarbeiterinnen, IGeL-Unterstützung, Organisations- und Praxisberatungen sowie Zeitmanagement-Tipps für die Praxisinhaber (Quelle: Sales talk insights: Wie Ärzte die Informationsgespräche des Pharmazeutischen Außendienstes empfinden). In allen anderen Fällen wird ein zu großer Schwerpunkt auf Präsentations- und Argumentationstechniken gelegt, die Kundenorientierung im Sinne einer Bedarfserkennung und -deckung kommt dabei zu kurz. Ergänzend wird die Arbeit dadurch erschwert, dass viele Außendienstmitarbeiter ihre Zielärzte nicht gut genug kennen, Eigen- und Fremdbild deutlich divergieren (vgl. hierzu: Einschätzung der Kundenmeinung: Viele Pharma-Berater liegen falsch). Eine Beseitigung dieser Schieflage mit entsprechender Erfolgssteigerungs-Option ist in drei simplen Schritten möglich (Die Delving-Strategie für professionelles Pharma-Kundenmanagement). Eine Voraussetzung besteht jedoch: der Wille für eine solche die etablierten Routinen verlassende Veränderung muss als strategische Grundhaltung vorhanden sein und von allen Akteuren mitgetragen werden.
Related Posts
Tethered Cord – Eine Fehlbildung des Rückenmarks bei Kindern.
Beim Tethered Cord, zu deutsch ” angebundende Schnur ” handelt es sich um eine angeborene Fehlbildung des Rückenmarkes (primärer tethered cord). Neben dem primären Tethered Cord wird auch ein sekundärer Tethered Cord unterschieden, d…
Versorgungsprobleme im hausärztlichen Bereich an der Westküste
ÄG Nord Vorstandssprecher Dr. Klaus Bittmann berichtet über die Aktivitäten der Ärztegenossenschaft, an verschiedenen Stellen der Westküste, Lösungen für Versorgungsproblemen zu finden. Auch der WDR hat dieses Thema aufgegriffen und wird nach 2tägigen Dreharbeiten u.a. in Bad Segeberg und im Ärztezentrum Büsum demnächst ausführlich über dieses Thema berichten. … youtube-Channel der ÄG Nord
Werden junge Ärztinnen und Ärzte gut genug gegen Stress geschützt?
Ein Beitrag von Prof. Dr. Albert Nienhaus, Forschungsbeauftragter der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) und Professor am Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf (UKE). Die Generation Y, also die Angehörigen der Jahrgänge 1980 bis etwa 1999, ist längst in den Kliniken und ärztlichen Praxen angekommen. Auch sie sind durch Stress bereits hoch belastet und zeigen entsprechende Beanspruchungsreaktionen. […]