Meine Erfahrungen mit neuen Patienten nach der Sendung Visite waren vielfältig und sind noch nicht abgeschlossen. Noch immer kommen Patienten und wollen Rat und Hilfe, noch immer beziehen sie sich auf den 5-Minuten-Clip im Fernsehen.
Ganz ehrlich, manchmal fühlt man sich als einfacher Hausarzt ein wenig seltsam: Patienten nehmen teilweise eine weite Anreise auf sich, nachdem sie zuvor bereits von mehreren Ärzten, teils von Koryphäen vorbehandelt wurden. In vielen Fällen sollten diese vorbehandelnden Kollegen mir von der Art und Weise ihrer Aus- und Weiterbildung hoch überlegen sein. Das wäre logisch, denn ich bin Allgemeinmediziner und die Vorbehandler waren und sind nicht nur Hausarztkollegen, sondern häufig Orthopäden und Chirurgen, manchmal mehrere und in manchen Fällen arbeiten sie sogar in Unikliniken.
Im Prinzip haben die Fälle, die auf Grund der N3-Sendung zu mir in die Praxis gekommen sind und noch immer kommen, immer die gleiche Geschichte der ärztlichen Vorbehandlung:
Die Patienten sind verzweifelt, weil ihr Leiden nicht gebessert oder gar heilt wird.
Der Gründe dafür sind in aller Regel Fehldiagnosen und/oder Fehltherapien mit der immer gleichen Ursache:
- mangelhafte bis fehlende Anamnese (Anhören der Leidensgeschichte)
- mangelhafte bis fehlende Untersuchung des Patienten
- mangelhaftes bis fehlendes Interesse am Zustand des Patienten
- geradezu sklavische Abhängigkeit von technischen Untersuchungen
- eingeschränkter Blick auf die eigene Therapiemethoden, manchmal gepaart mit allzu offensichtlichen
- Streben nach Nebeneinkommen
Meine „besondere“ Qualifikation besteht also darin, dass ich den Patienten zuhören kann, sie untersuche und mich für Ihre Leidensgeschichte interessiere.
Man könnte herausschreien: DAS DARF NICHT WAHR SEIN!
Moderne Untersuchungsmethoden sind hilfreich, sehr hilfreich sogar, aber niemals, ich betone, niemals sollten sie als einzige Untersuchungsmethode genutzt werden. Niemals kann beispielsweise ein MRT das Gespräch mit dem Patienten ersetzen. Die Patienten sind diejenigen, die oftmals ihren Ärzten die Diagnose verraten, ohne dass sie es wissen. Man muss sie nur erzählen lassen, sich die Beschwerden und ihre Entstehungsgeschichte anhören.
Als Abschluss der Visite-Episode folgt am nächsten Montag auf www.der-andere-hausarzt.de die Schilderung eines besonders haarsträubenden Falles, der exemplarisch für die genannten Kritikpunkte steht.