Die honigsüße Stimme passt nicht zu seinem Eigentümer.
“Wie geht’s Dir, Benno?” säuselt es aus dem Telefon.
“Danke, gut!”
Die eigentlich obligatorische Rückfrage verkneife ich mir denn ich kann mir schon denken, was jetzt kommt.
“Ja, hier ist der Martin.”
Für Nicht-Insider: Martin Bückling, größtes Arschloch und Kollegenschwein unter der Sonne.
Ich grummele etwas, was mit viel gutem Willen als “Guten Morgen” durchgehen könnte. Aber mein guter Wille ist begrenzt.
“Du, Benno, ich muss Dir was sagen!”
Na, dann schieß mal los. Angesichts der Tatsache, dass es vier Minuten nach acht ist und keine Spur des leibhaftigen Martin am Stationsflurhorizont braucht man nicht viel Phantasie um zu wissen, was folgt.
“Du, ich lieg mit neununddreißig Fieber im Bett!”
Er hustet einmal demonstrativ ins Telefon und ich halte das Ding instinktiv einen halben Meter weg vom Ohr, man weiß ja nie, wozu Martins Bazillen fähig sind.
“Und?”
Es folgt ein kolossaler Niesser.
“Kannst Du’s dem Chef weitersagen?”
Ich muss mich zwingen, nicht der Versuchung zu erliegen, das nicht zu tun. Unentschuldigtes Fernbleiben vom Dienst… ist das nicht ein Abmahnungsgrund?