Hajo der Stationsarzt – 1000 Einheiten Insulin überlebt

( … was bisher geschah … ) Hajo ist ein eifriger Notarztfahrer geworden. Mittlerweile ist er doch schon recht routiniert … Hup Hup … Notarzteinsatz am Wochenende … Der Krankentransportwagen ist vor Ort. Diagnose: Mann mit Diabetes mellitus hat sich in suizidaler Absicht Insulin gespritzt. Notarzt nachgefordert. An den Ort der Tat gehupt, ausgestiegen und erstmal dumm geguckt (so wie immer!). Freudig winkt ihm ein Zivi entgegen:

“Der Blutzucker ist 150!”

Hört sich im ersten Moment ganz normal an. Doch als Hajo den Herrn mittleren Alters in seinem Wohnzimmer sitzen sieht und neben ihm einige leere Patronen seines Insulin-Pens (lustiger Schussapparat zur Vereinfachung des Spritzens) wird ihm etwas mul­mig.

“Guten Tag! Äh wie viel haben Sie sich gespritzt?”

“Weiß nicht!“

Er ist voll ansprechbar, Hajo inspiziert seinen Bauch: Aufgequollen von den zahlreichen Injektionen. Während des Anlegens einer Infusion zählt er die Einheiten der leeren Patronen zusammen. Ihm stockt der Atem: Etwa 1000 IE (Internationale Einheiten) Insulin!
Der RA zieht rasch alle verfügbaren Pullen mit Zuckerwasser auf.  So schnell wie möglich jagt Hajo alles in die Nadel hinein. Es verbleiben nur wenige Minuten, bis das Insulin anfangen würde zu wirken. Und dann sinkt der Blutzuckerspiegel rasant ins Bodenlose. Es ist also kontrollierte Panik angesagt. Die Ehefrau des Mannes steht hinter Hajo. Rasch weist er sie an, ein Brot mit irgendwas in der Küche zuzubereiten. Im Galopp rennen sie nun (der Patient üb­rigens auch) in den Krankenwagen. Kurz vor der Abfahrt wird noch ein lecker belegtes Brot von der Ehefrau kredenzt.

Während des Blaulichtgehupes in die Klinik, die zum Glück nicht weit entfernt liegt, fordert Hajo den Patienten nun auf das Brot zu verspei­sen. Denn wir erinnern uns an folgende sinnvolle Worte:

„Im Unterzucker immer kurzkettige Kohlenhydrate, also Sugar, und langkettige Kohlenhydrate futtern, also zum Beispiel ein Brot.“

So sitzt nun der arme Kerl hinten im KTW (Krankentransportwagen) und isst unter Hajos strengem (!) Blick sein Brot. Wenn die Situation nicht so brenzlig gewesen wäre, hätte das fast als “lustig” durchgehen können. Auf der Intensivstation angekommen gab es eine Standleitung mit Glukose und Kalium für einige Tage …

Der Mann überlebte übrigens ohne Folgeschäden. Zu keiner Zeit war er be­wusstlos trotz dieser beachtlichen Menge an Insulin (normal wären z.B. 20 oder 30 Einheiten am Tag). Und so fuhren Hajo und seine Kumpanen in den Sonnen­untergang, ach sparen wir uns das sentimentale Gedusel …

Artikel von: Monsterdoc

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