“Das ist aber nicht evidenzbasiert!” schallt es durch die Medienwelt, wenn eine alternative Heilmethode wirksam ist. Doch wenn die Schulmedizin Studien unterschlägt, war das bisher keiner Erwähnung wert. Jetzt ist es aber auch bei der Presse angekommen, die ansonsten der Homöopathie, Fasten etc. mehr als kritisch gegenübersteht, denn der Spiegel berichtete jüngst: „Pharmakonzerne sollen alle Daten offenlegen“.
Grund für die „kühne“ Unterstellung, dass die Pharmaindustrie Studiendaten geheim hält, ist eine Fachzeitschrift namens „British Medical Journal“ (BMJ), das behauptet, dass „kontinuierlich und systematisch – und das über Jahrzehnte – [. . .] Daten aus klinischen Studien geheim gehalten oder nur falsch an die Öffentlichkeit gegeben“ worden sind. Und bei der BMJ handelt es sich um eine renommierte Fachzeitschrift. Den BMJ Report dazu können Sie hier einsehen: Reporting bias in medical research – a narrative review.
Aus diesem Report wird deutlich, dass viele weit verbreitete und bestens bekannte Medikamente gar nicht so nützlich und/oder sicher sind wie ihr Ruf. Teilweise sind die „ evidenzbasiert sicheren“ und „nützlichen“ Pillen Grund für Gesundheitsschäden. Um nicht Mitspieler bei solchen Unverantwortlichkeiten zu werden bzw. zu bleiben, hat das BMJ beschlossen, nur noch Daten zu publizieren, die vollständig von der pharmazeutischen Industrie zur Verfügung gestellt werden.
Jetzt diskutieren andere Fachzeitschriften, ob sie dem Beispiel der BMJ folgen sollen. Sollte diese Voraussetzung bei jedem Fachjournal eingeführt werden, dann hieße dies für die Pharmaindustrie, dass ihre „Schönschreiberei“ und ihr „Durchbruchsgesäusel“ bei neuen Medikamenten für das Marketing nicht mehr in Anspruch genommen werden kann. Ausnahme: Man bringt wirklich einen Durchbruch auf den Markt und kann ihn mit harten Zahlen belegen.
Das BMJ jedenfalls will nicht mehr Marketingorgan der Pharmaindustrie bleiben, wenn Firmen wie zum Beispiel Pfizer nur 30 Prozent der erhobenen Daten zu ihren Antidepressiva preisgeben. Diese selektierten Daten fallen natürlich extrem gut aus. Von den restlichen 70 Prozent weiß niemand, ob die Daten negative Wirksamkeit oder Nebenwirkungen dokumentieren. Aber hierzu habe ich mich schon vor 3 Jahren geäußert: “Pfizer verweigert Studienergebnisse“.
Auch die Firma Glaxo ist ein Künstler in Sachen Datenakrobatik. Sie lässt ihr Antidepressivum Paxil ohne evidenzbasierte Studienlage einfach auch den Kindern und Jugendlichen verschreiben, um so eine kostenlose Marktausweitung zu bekommen. Mehr dazu unter: “Die „bösen Buben“ der Pharmaindustrie beim Schummeln erwischt“. Ein weiteres Produkt, dass jetzt inzwischen vom Markt ist, ist ebenfalls Ergebnis solcher Datentricksereien: Avandia.
Die Firma Merck ist ebenfalls mit von der Partie, da sie seinerzeit praktisch alle negativen Daten zu ihrem Katastrophenprodukt „Vioxx“ vor der Öffentlichkeit versteckt hat. Nach 10 Jahren Marktpräsenz wurden die tollen Studienergebnisse zu dem Präparat von der Wirklichkeit und etlichen Tausend Toten eingeholt (“Der Skandal um Vioxx-Studien der Firma Merck“).
Weiter im Programm die Firma Roche, Hersteller von Tamiflu. Auch hierzu habe ich mich bereits geäußert: “Die Tamiflu-Lüge“. Jetzt versucht sogar das BMJ (seit 3 Jahren vergeblich) an die unpublizierten Daten von Tamiflu zu kommen. Denn die Wissenschaftler, die sich mit einer unabhängigen, kritisch-wissenschaftlichen Beurteilung der Wirksamkeitsdaten für Tamiflu beschäftigt hatten, konnten nur den Effekt ausmachen, der sonst der Homöopathie unterstellt wird: Plazebo, nur teurer.
Dies ist nur die Spitze des Eisbergs der Firmen und des Hangs zu Datenmanipulationen. Denn nach Angaben des BMJ verfälschte die Pharmaindustrie z. B. in Großbritannien im großen Stil Studiendaten, um eine schnellere Zulassung neuer Medikamente zu erlangen. Da nimmt es auch nicht weiter Wunder, wenn solche Praktiken bei der Beurteilung von natürlichen Heilmitteln angewandt werden. Nur hier MUSS das Ergebnis der wissenschaftlichen Arbeit NEGATIV ausfallen.
Ein Beispiel: Wenn mein Anti-Grippemittel vor Grippe nicht schützt, Vitamin C dagegen deutlich bessere Wirkung hat, dann habe ich als Grippemittel-Hersteller ein Problem beim Verkauf meines teuren Präparats. Also mache ich, was das Marketing von mir fordert: Zwei Studien. Die eine beweist mit geschönten, selektierten Daten die Effektivität meines Produkts. Und eine weitere Studie beweist, dass Vitamin C speziell und Vitamine allgemein schädlich für den Menschen ist/sind. Dies mag übertrieben klingen, entspricht aber der Realität. Lesen Sie selbst unter:
Zweifelhafte Studieninterpretationen verhindern Vitamintherapie bei Herzpatienten und
Die Vitamine im Spiegel des Spiegels.
Fazit
Es ist leider keine Schwarzmalerei, wenn ich behaupte, dass die Reglementierung von alternativen Heilmethoden, Heilpflanzen, Heilkräutern usw. nichts als der Versuch von Politik und Pharmaindustrie ist, sich einer für den eigenen Umsatz gefährlichen Konkurrenz zu entledigen. Und die Konkurrenz wird umso gefährlicher für die Pharmaindustrie, je mehr von ihren Machenschaften und pseudowissenschaftlichen Konstrukten aufgedeckt wird. Ich freue mich, dass eine renommierte Fachzeitschrift den Mut hat, diesen Zirkus nicht mehr mitzumachen.