Schön, dass Sie noch da sind, Doc!

Blick auf die Uhr. Kurz vor halb zehn. Abends.
Stöhn.
Griff zur Kaffeetasse.
Leer.
Griff zur Thermoskanne, nachgeschenkt.
Griff zur Keksdose. Den vorletzten Nürnberger Elisenlebkuchen hervorgeangelt, mit Zuckerguss, den letzten, mit Schokolade lasse ich noch übrig, als Belohnung für ganz zum Schluß.
Griff zum Diktiergerät.
“…undverbleibenmitfreundlichengrüßenunterschriftenendedanke. Punkt. Nächster Brief. Wir berichten über die Patientin Schlumberger, Anna, welche sich in unserer stationären Behandlung befand und…”
Klopf an der Türe und dann öffnet sich selbige auch schon ohne auf mein Herein zu warten, welches auch nicht gekommen wäre, jedenfalls nicht so bald.
“Tach Herr Doktor!”
Hä?
“Ja, ich wollt mich ma nach meiner Muttern erkundigen!”
Ähä?
“Ja, wat die so für Fortschritte macht un so!”
Eh…?
Schnüffel, schnüffel.
“Dat riecht aba gut hier!”
Hmmm!
“Ja, Sie ham dat aber echt gemütlich!”
Hööö!
“Ja, dann darf man doch ma, oda?”
Ähem…
Die Mittfünfzigerin schiebt ihre schwitzenden hundertzwanzig Kilo Lebendgewicht in mein Arztzimmer und läßt sich auf den Stuhl neben mir fallen.
“Ja, dann will ich ma…”
Sie rückt bedrohlich näher.
“Sagen Sie mal…”
Räusper.
“Ob da wohl noch n Tässken für mich drin is?”
Griff zur Thermoskanne. Griff zu Sarahs Kaffeebecher.
“Dat is aba man ‘n echta Sööviss hier!”
Äh… hem…
“Ja, also um nochma auf Omma zurückzukommen, ja?”
Hö?
“Ja die hat doch sicha schon gute Fortschritte gemacht nich?”
Hö!
“Aba so ganz die allte isse noch nich…”
Hö?
“…also ich mein ja nur. Die kann doch noch n bissken bei Euch bleiben ja?”
Hö??
“…also, ich mein, so über die Feiertage, ja?”
Hö Hö Hö??
“Also, die braucht morgen noch nich nach Hause, ja?”
Schlüff. Schmatz. Aufstehen.
“Also gut, Herr Dokta, schön, dass Sie Zeit für mich haben, schönen Feierabend noch!”
Schmatz, schmatz, Tür klack.
Schmatz?
Halt!
Das war mein Lebkuchen!
Der letzte!
Der mit Schokolade!!!!

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