Der Jahreswechsel ist der rechte Moment für gute Vorsätze. Ich schlage vor: Lassen Sie uns im Jahr 2013 Barrieren einreißen. Denn davon gibt es viele.
Mein frommer Wunsch ist, dass gleichermaßen Menschen mit Bewegungseinschränkungen, Hör- und Sehbehinderungen wie auch kognitiven Einschränkungen keine Hindernisse mehr überwinden müssen, um öffentliche Einrichtungen zu nutzen: den Personennahverkehr, den Fernverkehr, das Einwohnermeldeamt… Oder sich beim Arzt und Zahnarzt ihrer Wahl behandeln zu lassen.
Damit dieser Wunsch in Erfüllung gehen kann, muss jedoch noch viel getan werden. Alle Leistungs-Anbieter müssen sich der Barrieren bewusst werden, die sie selbst oft aus Unwissenheit errichten. Und dann muss auch gehandelt werden: Stufen abfeilen, Leitsysteme für Blinde installieren, das richtige Mobiliar anschaffen – und so weiter. Und ich erlaube mir den Hinweis auf eine mich besonders bedrückende Art von Barrieren. Sie ist nicht sofort sichtbar, doch sie richtet ungeheuer viel Schaden an: Die Barriere in den Köpfen. Denn erstaunlicherweise agieren immer wieder Verbände und Verbandsvertreter nicht gemeinsam im Sinne der Barrierefreiheit. Stattdessen arbeiten sie gegeneinander – ja, ich habe es mehr als einmal selbst erlebt, dass ein Funktionär des einen Behindertenverbands dem anderen die Legitimation absprach. Diese Barrieren sind schädlich, hemmend und offenkundig schwer zu beseitigen.
Nun ist es wohlfeil (und oft geübte Praxis), nur den Anderen Forderungen zu präsentieren. Ich möchte mich deshalb auch an die eignen Nase packen: Auch wir selbst haben noch viel zu tun. Schon seit Jahren erfassen wir so gründlich wie möglich den Stand der Barrierefreiheit jeder einzelnen Arztpraxis in der Bundesrepublik und machen diese Informationen über die Arzt-Auskunft (und ihre vielen Partner) der Öffentlichkeit zugänglich. Das reicht aber noch lange nicht. Dieses Informationssystem muss und wird weiter entwickelt werden. Und bitte nicht verwechseln: wir bilden hier die tatsächliche Lage lediglich ab. Damit ist die Realität besser erkennbar. Aber selbst noch nicht verbessert.
Es ist fast ein Jahr her, dass der Beauftragte der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen Hubert Hüppe in einem Schreiben den GKV-Spitzenverband darauf hinwies, dass zur Aufklärungspflicht der Krankenkassen auch die Information über die Barrierefreiheit von Arztpraxen gehöre. Hüppe sah in diesem Feld noch deutlichen Nachholbedarf bei den Kassen und machte darauf aufmerksam, dass unsere Arzt-Auskunft die entsprechenden Informationen zur Verfügung stellt. Ganz in unserem Sinne warb er um Zusammenarbeit, damit alle Menschen Zugang zu diesen Informationen erhalten. Ich wünsche mir jedenfalls, dass 2013 das Jahr wird, in dem Hüppes Wunsch in Erfüllung geht und alle Beteiligten an einem Strang ziehen, um den Zugang zu barrierefreier medizinischer Versorgung zu verbessern.
Natürlich war uns immer klar, dass dies – die Information über barrierefreie Praxen – nur der Anfang sein kann. Deshalb starteten wir mit dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) ein Projekt, das Praxisinhaber direkt dabei unterstützt, ihre Praxis barrierefrei zu gestalten. Wir werden das Projekt in 2013 entscheidend voranbringen, definitiv.
Doch damit nicht genug: Auch 2013 werden wir wie in den vergangenen Jahren schon das barrierefreie Internet fördern. Wir werden mit unseren Studien die Fortschritte in der barrierefreien medizinischen Versorgung erfassen und darüber informieren.
Getreu unserer Maxime: „Wissen ist die beste Medizin“ arbeiten wir weiter daran, durch Informationen Transparenz und Orientierung im Gesundheitswesen zu befördern. Und werden so unseren Teil zu einem barrierefreien 2013 beitragen. Und ich hoffe, dass sich die vielen anderen Akteure – Krankenkassen und Leistungserbringer vorneweg – dieser Mission anschließen.