“…Guten Tag. Leider rufen Sie außerhalb unserer Praxis-Öffnungszeiten an. Diese sind Montags bis Freitags….”
Wütend knalle ich den Telefonhörer zurück auf die Gabel… sagt man heutzutage eigentlich noch Gabel? Aber eigentlich kann mir egal sein, wie das Ding heißt, auf welches ich soeben meinen Telefonhörer geknallt habe, das knallen ändert nämlich nichts daran, dass ich ein Problem habe, und das Problem heißt Frau Karagöz.
Karagöz, Fatima, schätzungsweise achtzig Jahre alt, aber so genau kann sie das nicht sagen, zumindest nicht auf deutsch.
Der Hausarzt hat sie vor einer Stunde eingewiesen. Will sagen, er hat angerufen und gesagt: “Ich schick Euch da jemanden!”
Dummerweise hat er nur die Sekretärin an der Strippe gehabt, die hat sich noch schnell den Namen aufgeschrieben und ist dann ab ins Wochenende. Kurz darauf kam die Patientin, gebracht von einer geheimnisvollen Person, welche gleich wieder verschwand um mal eben schnell das Auto aus dem Halteverbot wegzufahren und nie wieder gesichtet ward.
Und jetzt sitzt Frau Karagöz da und lächelt uns an.
Einen Einweisungszettel hat sie nicht dabei. Auch keinen Medikamentenplan. Nur ein Schächtelchen mit Tabletten, nach Farben sortiert, vorn die kleinen roten und hinten die dicken weißen.
Was will sie von uns? Hat sie Schmerzen?
Oh ja, bisschen Rücken. Und manchmal schwindelig und Magen war auch mal, vor ein paar Jahren…. geht doch mit der Sprache!
Ob sie sich jetzt an ihr Geburtsdatum erinnern kann? Fehlanzeige. Nur unverständliches Kauderwelsch.
Gibt es Angehörige? Ehemann? Kinder? Sonst irgendwen? Irgendeine Telefonnummer?
Unsere Patientin schüttelt nur lächelnd den Kopf.