Vom Einkaufszentrum nebenan kommt eine Mitarbeiterin in die Apotheke gerannt:
„Kommen sie schnell, da ist eine Frau vor der Gemüseabteilung umgefallen!“
Ich packe Handschuhe und Traubenzucker (die zwei Sachen brauche ich meistens) und spurte los. Als ich ankomme, ist schon eine Ärztin vor Ort, die wohl auch einkaufen war und bereits dabei ist, die bewusstlos am Boden liegende ältere Frau zu untersuchen. Aufgrund deren Leibesfülle hat sie ziemlich Mühe damit:
„Ich kann keinen Puls finden!“ sagt sie zu mir.
Zuerst ist unklar ob wegen der Fettschichten oder ob keiner vorhanden ist, aber als die Frau aufhört zu atmen wird die Frage überflüssig. Wir drehen sie auf den Rücken. Sie beginnt mit der Herzmassage und fragt nach Unterstützung:
„Haben Sie keine Beatmungsmasken oder einen Defibrillator?“
Doch! Rennen und holen.
Wir schliessen den Defibrillator an die Frau an. Das Ding ist wirklich super, auch wenn ich es noch nicht brauchen musste bisher. Es redet einen durch den Prozess: „Kleben Sie die Elektroden an die bezeichneten Stellen“ – „Kein Herzschlag vorhanden“. „Bitte zurücktreten, Schock wird ausgelöst“. „Jetzt Schockknopf drücken“ Bzzzzt! Und nochmal „Bzzzt!“
Während wir uns abmühen und die Mitarbeiter vom Kaufhaus mit Tüchern einen Sichtschutz um uns erstellen, bekomme ich nur im Hintergrund mit, wie die Kunden reagieren. Da wird natürlich versucht etwas zu sehen und herumgestanden – es passiert ja so selten etwas aufregendes. Noch mehr, als die Sanität eintrifft und einen grösseren Defibrillator mitbringt.
Und dann gibt es diesen einen Mann im Anzug, den nur eines interessiert (und das bekommen auch wir hinter dem Tuch mit): „Lassen Sie mich durch! Ich muss zu meinem Gemüse da hinten!“
Leider hat es die Frau trotz aller Bemühungen nicht geschafft. Und der Mann auch nicht – jedenfalls nicht an dem Tag zum Gemüse.