Ich verstehe manche Leute, wenn sie keine Generika nehmen wollen. Das ist bei uns immer noch eine relativ freiwillige Sache. Etwas finanziellen Druck bekommen die Generika-Verweigerer schon, weil sie teilweise 20% Selbstbehalt auf den Medikamentenpreis zahlen müssen statt der normalen 10% … wobei das beim Bezug in der Apotheke (leider) erst mal gar nicht auffällt, da die Rechnung ja erst später von der Krankenkasse kommt. Unsinnigerweise dann auch noch meist ohne Details.
Es gibt gute Gründe bei manchem nicht zu wechseln – Medizinische, wie bei den Antiepileptika und andere kritische Wirkstoffe, Persönliche, wie zum Beispiel bei älteren Menschen, wo die die Gefahr sonst gross ist, dass sie das Medikament verwechseln, doppelt nehmen oder gar nicht mehr nehmen, wenn es auf einmal radikal anders aussieht oder heisst. Bei anderem ist es allerdings problemlos möglich.
Zurück zu den Preisen. Gelegentlich ist es so, dass der Preisunterschied zwischen einem Generikum und dem Original so klein ist, dass es sehr schwer ist, einem Kunden da den Vorteil klarzumachen. Ich meine, wenn die effektive Preisdifferenz CHF 1.70.- beträgt und die Preisdifferenz des Selbstbehaltes 80 Rappen? Da würde ich wahrscheinlich nicht mal selber wechseln – und ich zahle, dank hoher Franchise ja erst mal so ziemlich alles selber. Aber : ich muss den Patienten darauf aufmerksam machen, dass da ein erhöhter Selbstbehalt gilt.
(Beispiel: Voltaren 50mg 7.60.- für 10 Tabletten. Generikum 5.90.- für 10 Tabletten – da greift die 20% Regel … nur: für was?)
Anders sieht es da schon aus bei Seroquel und Sequase: beides Quetiapin.
Das Original kostet etwa 215 Franken für 100 Tabletten. – Das Generikum kostet etwa 95 Franken. Hier ist die Preisdifferenz nicht nur enorm, hier zahlt man dann auch 42 Franken Selbstbehalt (eben 20% vom Original-Preis)– statt der 9.50 Franken (10% vom Generikum) – *Schluck*
Und nicht nur das: Das Sequase IST das Seroquel. Es ist ein Auto-Generikum: die Firma, die die Seroquel herstellt macht die Sequase. In derselben Presse – die Tabletten sehen sogar gleich aus. Die Packung aussen ähnelt sich sogar so sehr, dass ich schon fast danebengegriffen hätte.
Hier sehe ich keinerlei Grund (medizinisch oder anders), das nicht zu nehmen und ich setze was ich kann daran, dass der Patient wechselt.
Und trotzdem gibt es Leute, die das absolut nicht wollen.
„Never change a running system“ hat mir genau da letztens einer gesagt.
Und das frustriert mich, denn … ich habe ihm genau erklärt, dass das KEIN Wechsel ist.
Nur der Name AUF der Packung ist anders. Guckst Du hier:
(Bilder von compendium.ch) Es täuscht übrigens, die Tabletten haben dieselbe Farbe – sogar denselben Aufdruck. Und die Packungen sind gleich gross.
Für so Fälle wäre ich sogar damit einverstanden, dass die Krankenkassen das teure Original gar nicht mehr übernehmen sollten. Das wäre dann wirklich ein Anstoss zu wechseln.
Weshalb macht das eine Firma überhaupt?
Meistens kommt so ein Auto-generikum heraus noch bevor das Patent des Wirkstoffes offiziell abläuft und die richtigen Generika-Firmen nachziehen mit ihren Präparaten. Die ursprüngliche Firma hofft, dass ein paar Leute umstellen auf „ihr“ Generikum … und dann dabei bleiben, auch wenn die anderen Generika rauskommen, die oft sogar noch ein bisschen günstiger sind.
Tipp an die Patienten: wenn Du unsicher bist, ob Du problemlos zu einem Generikum wechseln kannst … dann frage die Apothekerin. Und wenn die Apothekerin (in der Schweiz wohlgemerkt, die deutschen haben da keine Wahl) darauf hinweist, dass es da ein Generikum gibt und sie einen Wechsel empfiehlt … dann mach das.
Mir kann es egal sein, wenn er oben das Seroquel weiter nehmen will – für mich ist das in Ordnung. Dabei habe ich keinen finanziellen Verlust – und nur wenig mehr Gewinn. Ich finde es einfach nur unsinnig.
Trotzdem gibt es auch bei den Auto-Generika noch Leute, die darauf schwüren, dass das Original besser wirkt.
Da gab es zum Beispiel die Kundin, die steif und fest behauptete dass sie mit dem Esomep (Auto-Generikum) viel mehr Magenbrennen habe als mit dem Nexium (Original): “Generika funktionieren bei mir einfach nicht.”
Da … nützt dann alles Diskutieren nichts mehr. Das Gehirn ist ein erstaunliches Ding. Wenn Du denkst, etwas ist toll, ist es toll. Wenn Du denkst, etwas ist M*st, ist es M*st.
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