Leider ist das wunderschöne Winterwochenende vorüber und der Alltag beginnt wieder. Dies bedeutet: Notaaaaaarzt ! Der Einsatz an einem kalten Februarabend stimmt Hajo insgesamt etwas nachdenklich.
Pieps! Die über Funk durchgegebene Diagnose lautet: “Reanimation!” Also nix wie rein in die abgewetzten Einsatzstiefel und rasch an den Ort des Notfalls gefahren. Hier zählt ja bekanntlich jede Minute. Wohnungstüre steht bereits offen. Die gesamte Rettungsmannschaft stürmt in voller Montur hinein.
Im ersten Stock angelangt betreten sie die Wohnräume. Eine Frau mittleren Alters, begrüßt die Herren in Rotweiß, wahrscheinlich ist es die Tochter der Patientin:
“Es sah so schlimm aus, ich dachte, sie wäre gestorben!”
Hajo erblickt nun eine sehr lebendige Frau fortgeschrittenen Alters, die auf einem Nachtstuhl (Fahrbarer Stuhl mit eingebautem Topf) sitzt. Dem Geruch nach zu urteilen hatte sie dort ihr Geschäft erledigt. Völlig entsetzt dreinblickend bietet sich ihr nun folgendes Szenario: Ein Notarzt, drei Rettungsassistenten und ein Zivi stehen mit Blaulichtzeichen auf der Stirn dichtgedrängt um den Thron des Geschehens. Es vergeht ein sehr sehr langer Augenblick einer etwas peinlich-berührten Stille. Keiner weiß etwas zu sagen, bis Hajo schließlich das Wort ergreift:
“Ahem, wie geht es Ihnen?”
Wieder ungläubige Blicke, Stille. Dann die Antwort der Großmutter, die offensichtlich nur eine harmlose kurzfristige Bewusstseinsstörung (Synkope) erlitten hatte:
“Papier!”
Wortlos reicht Hajo ihr nach einem weiteren Moment der inneren Einkehr ein paar Blätter einer Toilettenpapierrolle, die auf einem Stuhl lag. Nach Abschluss des Einsatzes verlassen die Rettungsdienstler wieder die Wohnung. Im NEF angelangt, können sie ein wenig faltenbildende Maßnahmen (auch: Lächeln) nicht unterdrücken. Der Fahrer wertet den Einsatz als Fehleinsatz. Nun gut. Wieder einmal hatten die Einsatzkräfte gemeinsam alles gegeben um Leben zu retten …
Artikel von: Monsterdoc