Neue Herzschrittmachersysteme erlauben erstmals eine gefahrlose kernspintomographische Diagnostik

Neben den etablierten Röntgen-, CT- und Ultraschalluntersuchungen hat die kernspintomographische Diagnostik (MRT) eine zentrale Rolle in der medizinischen Bildgebung eingenommen. Die Zahlen der jährlichen Kernspintomographien nehmen weltweit rasant zu. Aktuell werden weltweit mehr als 50 Millionen MRT Untersuchungen durchgeführt. Allein in Deutschland wurden 2009 mehr als 8 Millionen MRT Untersuchungen mit einer jährlichen Steigerungsrate von 6,6% durchgeführt (Zahlen der Barmer Ersatzkasse).  Aktuell erhalten ca 7 % der Patienten in Deutschland mindestens einmal pro Jahr eine MRT Untersuchung. Die Kosten für das Gesundheitssystem sind beträchtlich und belaufen sich auf über 1 Milliarde € pro Jahr.

Einfluss der MRT auf Herzschrittmacher

Die MRT ist aktuell das zentrale bildgebende Verfahren zur Erkennung tumoröser und entzündlicher Prozesse sowie musculo-skelettaler Erkrankungen. Somit ist es nicht verwunderlich, dass sich 80 % der Indikationen auf diese Anwendungsgebiete (Gehirn/Rücken/untere Extremitäten) erstrecken. Als weiterer Vorteil im klinischen Einsatz kommt hinzu, dass die MRT im Routinebetrieb nahezu frei von Gefährdungen oder schädlichen Nebenwirkungen, z.B. Strahlenbelastungen, für den Patienten ist. Entsprechend der Barmer-Statistik nehmen die Zahlen der Kernspintomographie Untersuchungen ab dem 65. Lebensjahr im Vergleich zu den weiter steigenden CT Untersuchungen signifikant ab. Dies ist insbesondere in Zusammenhang mit  der im Alter zunehmenden  Anzahl von Herzschrittmacher Patienten zu erklären, bei denen dieses Untersuchungsverfahren aufgrund der starken magnetischen Felder  bisher kontraindiziert war. Die Magnetfelder können zu einer dauerhaften Schädigung des Aggregates und der Elektroden sowie zu Störungen des Schrittmachers und der Provokation von Herzrhythmusstörungen führen. Thermische Effekte können zudem zu Verbrennungen und Schäden im Herzmuskel durch die Erwärmung der die Wärme leitenden Elektroden (im Tierversuch bis zu 20° Celsius) verursachen. In der Vergangenheit wurde aufgrund dieser Interaktionen über Todesfälle in den achtziger und neunziger Jahren berichtet und staatsanwaltschaftliche Ermittlungen eingeleitet.

Herzschrittmacher

Aktuell gibt es in Deutschland mehr als 500.000 Patienten oder Träger von Herzschrittmachern oder Defibrillatoren. Jährlich kommen 70.000 neuimplantierte Systeme hinzu. Entsprechend der statistischen Erhebungen besteht aktuell  bei 50-75 % der Herzschrittmacherpatienten im Laufe der Lebenszeit des Schrittmachersystems eine Indikation zu einer MRT. Jährlich wird somit ca. 16% der Herzschrittmacherträger eine notwendige MRT aufgrund der Gefahren verweigert.

Minimierung des MRT Risikos durch neue Herzschrittmacher

Nach jahrelanger Entwicklung, Tierversuchen und ausführlicher klinischen Erprobung sind jetzt neue Schrittmachersysteme eingeführt, bei denen kernspintomographische Untersuchungen unter bestimmten Voraussetzungen an den Kernspintomographen und die Schrittmacherprogrammierung erlaubt sind. Interne Schaltkreise wurden verändert, so dass die magnetischen Kräfte den Betrieb des Aggregates nicht mehr beeinträchtigen. Zudem wurden ferromagnetische Komponenten beträchtlich reduziert und die Schrittmacherelektroden zusätzlich isoliert. Im Ergebnis konnte die Empfindlichkeit des Schrittmachers und der Elektroden auf die magnetische Anziehung und die thermischen Effekte minimiert werden, so dass eine Störung des Systems sehr unwahrscheinlich ist. Die Geräte können nun die magnetische und thermische Energie ohne Schäden am Aggregat, den Elektroden oder am Herzen aufnehmen.

Zudem sollten der zuweisende Arzt – insbesondere der Kardiologe und der untersuchende Radiologe –  mit der Programmierung des Systems, dem Restrisiko und den potentiellen Notfallmaßnahmen während der Untersuchung vertraut sein.

Alle führenden Schrittmacherfirmen bieten nun MRT-taugliche Herzschrittmachersysteme und Elektroden an. Auch kernspintaugliche Defibrillatoren und CRT Systeme (=kardiale Resynchronisationstherapie) sind bereits zugelassen und verfügbar.

Überblick über zur Zeit verfügbare System:

Hersteller Herzschrittmacher ICD
Defibrillatoren
CRT
Schrittmacher
Biotronik Evia
Entovis
Estella
Ecuro
Lumax 640
Lumax 740
Lumax 640
Lumax 740
Medtronic EnrythmMRI
AdvisaMRI
EnsuraMRI
Boston Scientific IngenioMRI
AdvantioMRI
St. Jude Medical Accent MRI

 

Herzschrittmacher-Betreuung in der praxis westend

Die praxis westend führt seit Jahren führt seit Jahren Implantationen von Herzschrittmachern und Debrillatoren  am Deutschen Herzzentrum durch. Die postoperative Nachsorge und routinemäßigen Kontrolluntersuchungen erfolgen in der Herzschrittmacher- und Defibrillator Sprechstunde der praxis westend.  Aktuell  betreuen wir  ca. 2000 Patienten in unserer Herzschrittmacherambulanz.


Foto: © panthermedia.net / Thomas Wallmeyer

Der Artikel Neue Herzschrittmachersysteme erlauben erstmals eine gefahrlose kernspintomographische Diagnostik stammt von Blog der praxis westend Berlin.

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