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Meine Reise durch Zentralasien
Vor einem Jahr bin auf meine Reise über die Seidenstrasse nach China und Japan aufgebrochen.
Was habe ich erlebt seit dem Iran? Wo ging die Reise durch?
Nach langer Reise habe ich nun Zeit und Musse gefunden meine Reiseerlebnisse aufzuschreiben. Das chinesische Visum setzte mich unter Zeitdruck und so wollte ich meine Zeit nicht vor dem Computer verbringen.1
Reisekonzept
Ich reise auf dem Land- und Wasserweg von der Schweiz auf der nördlichen Seidenstrasse durch Zentralasien nach China und Japan und möchte mit der Transsibirischen Eisenbahn wieder zurück.
Im ersten Reisebericht beschreibe ich meine Reise durch die Ukraine, Georgien, Armenien, Aserbaidschan und den Iran.
Kasachstan – 2 Wochen im Januar
Nach dem Iran bin über Aserbaidschan mit der Fähre von Baku nach Aktau in Kasachstan gefahren. Fähren sind immer spannend. Das spezielle an dieser Fähre war, sie hatte keinen Fahrplan. Abgefahren wird wenn genügend Lastwagen an Bord sind.
Kasachstan ist ein riesiges Land. Mit dem Zug bin ich von Aktau mit Stopps in Aralsk, Türkistan, Schymkent nach Almaty gefahren. Eine Zugfahrt in traditionellen Sowjetnachtzügen ohne Halt dauert drei Tage. Mehrheitlich besteht Kasachstan aus Steppe. Manchmal sah man vom Zug Kamele.
Bahnhof in Türkistan, 13. Januar 2018
Russisch ist die Verkehrssprache. Kasachisch, eine Turksprache, wird ausserhalb der Zentren gesprochen. Fernsehsender aus Russland sind beliebt.
Almaty, die frühere Hauptstadt, ist eine moderne Stadt und ist russisch geprägt. Almaty liegt direkt am Tianschan-Gebirge (Tian Shan) und hat eine halbe Stunde entfernt das kleine Skigebiet Shymbulak. Und so konnte ich es mir nicht nehmen lassen auf die Bretter zu stehen. Die Pisten waren schön steil. Die Liftanlagen sind aus Österreich und auf dem Stand der Zeit. Die höchste Punkt lag auf 3200m. Doch dieses Jahr hatte es leider ausgesprochen wenig Schnee, trotz der Höhe. Ich hatte Glück. Es war bestes Wetter, nur etwas kalt.
Auf einen Besuch von Astana, der Hauptstadt, verzichtete ich wegen der grossen Distanz und der mit -40°C grossen Kälte. -15°C überstehe ich mit meinen Reisekleidern.
Kein Visum nötig
Kirgistan (Kirgisien) – 2 Wochen im Januar
Bishkek, die Hauptstadt Kirgistans, liegt für zentralasiatische Verhältnisse einen Katzensprung von Almaty. Viele Busse verbinden die beiden Städte. Kirgistan ist in vielem ähnlich zu Kasachstan, mit der Ausnahme, dass es bergig, ärmer und eine Demokratie ist. Bishkek mutet eher wie ein grosses Dorf an. Es gibt kaum hohe Gebäude.
Ich wollte in die Berge und Skitouren machen. Doch wo? Mit wem? Und mit welchem Material? Nach einer Recherche in Bishkek fand ich die nötigen Kontakte. So gings es per Sammeltaxi (Shared Taxi) nach Karakol im Osten und dann in die Jurte in Jyrgalan. Hier traf ich Giona aus dem Tessin. Er ist Snowboardlehrer und führt Ski- und Snowboardtouren in diesem Gebiet durch. Er gehört zum Typ „Lebenskünstler“. Nach einem Wintersturm gab es eine Schicht besten Neuschnees (Powder), aber sehr leider durch den Wind sehr lawinengefährlich. Die Hänge sind nicht wie in der Schweiz durch die vielen Leute im Nu verfahren. Ich bin im Tiefschnee gefahren bis die Oberschenkel brannten. Herrliche Bedinungen. Duschen gab es keine im Camp, dafür eine Banja (russische Sauna), die auch zum Waschen dient. Ich liebe Saunas, insbesondere wenn man sich im Wintersturm bei -20°C im Schnee abkühlen kann. Man fühlt sich wie neu.
Skitouren Jurten Camp in Jyrgalan, 29. Januar 2018
Kirgistan war lange ein Schwerpunkt der Schweizer Entwicklungshilfe. Als Resultat gibt es Community Based Tourims (CBT) Gruppen. CBT Gruppen bestehen aus lokalen Leuten, die Tourismusdienste anbieten. Typischerweise sind dies Mehrtageswanderungen (Trekkings) mit Übernachtungen bei Einheimischen (Homestays). Man kontaktiert den Koordinator und er organisiert das weitere. CBT ist eine gute Sache. So profitieren direkt die Einheimischen und als Tourist erhält man Einblicke in das Leben der Einheimischen. Im Winter gibts kaum Touristen in Kirgistan. Es wird deshalb versucht das Skitouren zu fördern um so den Einheimischen Beschäftigung für das ganze Jahr zu bieten. Skischulen werden aufgebaut.
Nach den Touren im Nordosten von Kirgistan bin ich in den Süden nach Arslanbob gefahren. Die Fahrt mit dem Sammeltaxi dauerte zehn Stunden und ging durch eine schöne Hochebene. Dank CBT war das Skitouren sehr einfach. Sie organisierten Material, Führer (Guide) und Unterkunft. Das Skitourenmaterial ist praktisch alles Secondhand aus der Schweiz. Leider lag dieses Jahr in Kirgistan ungewöhnlich wenig Schnee.
Das Leben ist sehr einfach. Und die meisten Leute leben sehr bescheiden. Aber nicht unglücklich.
Kein Visum nötig
Tadschikistan – 2 Wochen im Februar
Wer kennt Tadschikistan? Von allen Ländern hatte ich eine Vorstellung. Nicht aber von Tadschikistan. So wollte ich unbedingt hin. Und es hat sich gelohnt. Tadschikistan ist ein spannendes Land. Es gibt viel zu entdecken. Ursprünglich war es ein Teil des Perserreiches. Die Kultur ist ein Mix aus persischen und sowjetischen Einflüssen.
Im Land gibt es keine öffentlichen Busse oder Züge. Der öffentliche Verkehr besteht aus Sammeltaxis (Shared Taxis), praktisch alles Opel. Die Fahrt von Chudschand (Khujand) im Norden nach Duschanbe, der Hauptstadt, war ein echtes Erlebnis. Die Strasse führte über einen 3000m hohen Pass auf einer Strasse ohne Überholspur. Der Pass ist die einzige Verbindung vom Norden in den Süden. So fahren auf der Passstrasse schwerfällige, langsame Lastwagen und schnelle Autos. Die Passfahrt fühlte sich wie ein Rennen an. Der Fahrer des Sammeltaxis ist ständig am Überholen. Die Taxifahrer machen die Strecke jeden Tag ein- bis zweimal und kennen jede Kurve. Die Passfahrt mit Sammeltaxi ist ein echtes Erlebnis.
Ein Erlebnis war auch die offene Korruption der Verkehrspolizei. Vor und nach jedem Ort gab es Polizisten, die die Autos anhielten. Der Fahrer nahm jeweils etwas Geld mit. Und nach kurzer Zeit ging die Fahrt weiter. Keine Angst, die Korruption betrifft nur Einheimische. Als Tourist wird man verschont. Die Polizisten verlangen nicht direkt Geld. Es funktioniert so: Bei einer Kontrolle wollen sie die Vorschriften überprüfen und wollen den Fahrausweis, den Fahrzeugausweis, das Pannendreieck, die Reifenprofile, usw. prüfen. Mit einem kleinen Betrag können die Autofahrer die Kontrollen verhindern.
Weil die Passfahrt so ein Erlebnis war, machte ich einen Teil nochmals und ging nach Iskanderkul. Der See und die Berge von Iskandarkul gehören zu den schönsten Orten meiner Reise.
Iskanderkulsee, 16. Februar. 2018
Im Gegensatz zu Kirgistan sind die Berge schroffer und weniger erschlossen. Es gibt kein CBT und kaum Trekkings. Die Aktivität zur Zeit ist Fortbewegen auf der Strasse.
Im Winter gab es in Tadschikistan keine Touristen, doch andere interessante Leute, z.B. eine Edelsteinhändler aus Afghanistan, der in Sizilien lebt oder einen Arzt aus Kaschmir (indischer Teil) in der Weiterbildung. Ein Medizinstudium in Tadschikistan ist bei Indern populär. Anstatt einem Jahr Studium in Indien, kann man mit dem selben Geld fünf Jahre in Tadschikistan studieren.
Beladen der Sammeltaxis (Toyota Land Cruiser Prado) in Duschanbe mit Ziel Khorog, 18. Feburar 2018
Ich hörte, dass der Pamir-Highway und der direkte Grenzpass Kolma/Qolma von Tadschikistan durch den Pamir auf 4300m nach China offen sein sollen. Das reizte mich. Also versuchte ich es. Der Pamir-Highway, ursprünglich eine alte russische Militärstrasse, führt durch eine sehenswerte, wüstenähnliche Hochebene (3000 – 4000m) mit „sanften Hügeln“. Jegliche Meere sind weit entfernt und es ist trocken und hat kaum Schnee. Die Orte sind extrem abgelegen. Fortbewegt wird wieder mit Sammeltaxis, diesmal sind es SUVs. Je nach Strecke kommen Toyota Land Cruiser Prado oder Mitsubishi Pajero zum Einsatz. Gefüllt sind die SUVs bis auf den letzten Platz und das jeweils umfangreiche Gepäck wird auf das Dach gepackt. Dank der guten Federung können diese Autos auf den holprigen Schotterstrassen zügig fahren und die Strecken von Duschanbe nach Khorog und von Khorog nach Murgab in 8 bis 14 Stunden zu bewältigen. Murgab ist der Hauptort des Pamir und liegt auf 3600m. Eine kleine Wanderung und man steht auf einem 4000er. Die Luft war schlecht. Der Ort liegt in einer Mulde und geheizt wird mit Kohle. Und der ganze Abfall wird ebenfalls verfeuert.
Wegen des chinesischen Neujahrsfestes war der chinesische Grenzposten des Kolmapasses eine Woche lang geschlossen. Im Sammeltaxi von Khorog nach Murgab traf ich den Arzt des tadschikischen Grenzpostens. Er war während des Neujahrsfestes bei seiner Familie in Khorog. Praktischerweise konnte ich mich diesem Sammeltaxi von Murgab zum Kolmapass (Qolma), der Grenze zu China anschliessen. Spannenderweise fuhr der russische Lada Niva 4×4 meistens nicht auf der Strasse, einer Schotterpiste, sondern direkt über den unpräparierten Steppenboden in alten Wegspuren. Die tadschikischen Grenzbeamten auf dem Kolmapass (4300m) waren ziemlich locker drauf. Keine Uniformen, sondern einfach im Trainer und die Suppe steht neben den Stempeln. Die Formalitäten sind schnell erledigt. Dann heisst es warten bis die chinesische Grenze öffnet. Weiter geht die Reise in einem folgenden Blogartikel.
Ein Visum ist nötigt. Es lässt sich leicht als E-Visum übers Internet machen.
Wo war ich nicht
Zwei Länder Zentralasiens habe ich nicht besucht: Turkmenistan und Usbekistan.
Turkmenistan liegt in vielen Länderranglisten einen Platz vor Nordkorea. Das Transitvisum bekommt man oder nicht. Ich habe von Paaren gehört, wo nur eine Person das Visum bekam. Wer länger als die fünf Transittage reisen will, muss einen Reisebeleiter engagieren.
Usbekistan wäre ein spannendes Reiseland in Zentralasien. Klingende Namen wie Samarkand oder Buchara liegen dort und wurden während der Herrschaft von Timur (Tamerlan) gebaut. Während meiner Reise öffnete sich Usbekistan gerade. Visaschikanen sollen reduziert und der für Touristen wichtige Grenzposten zwischen Samarkand nach Penjikent in Tadschikistan soll wieder eröffnet werden. Möglich wurde dies durch die Absetzung des bisherigen Geheimdienstchefs.
Ella Maillard
Vor vielen Jahren las ich Reisebücher der Genferin Ella Maillard. Sie reiste in den 30er Jahren als Frau alleine durch Zentralasien. Ich hätte nicht gedacht, dass ich einmal ihren Spuren folgen würde.
Hilfsmittel
Die Webseite Caravanistan mit seinen Informationen und dem gut organisierten Forum war eine unentbehrliche Hilfe.
Die Karten-App 2GIS macht die Marshruktas (öffentliche Kleinbusse) eicht nutzbar, vor allem wenn man kein russisch kann. Eine Riesenerleichterung. Typischerweise haben Marshruktas keinen Fahrplan und es existieren keine Infotafeln mit den Routen. Sie haben nur eine Nummer.
Multiple Sklerose (MS)
Bei mir wurde vor fast einem Jahrzehnt mit Multiple Sklerose (MS) diagnostiziert. Glücklicherweise hatte ich während dieser Zeit keine Probleme. Ich verzichte auf Medikamente. Mit Medikamenten wäre eine solche Reise nicht vorstellbar. Es ist meine persönliche Entscheidung.
Fazit
Ich bedaure, dass ich wegen des chinesischen Visums nicht länger in Zentralasien (Kasachstan, Kirgistan, Tadschikistan und Usbekistan) sein konnte. Ich fühlte mich wohl und wäre gerne länger geblieben.
Alle diese Länder sind sich am Öffnen, Visahürden fallen. Hotelübernachtungen müssen nicht mehr bei der Polizei registriert werden. Neue Hostels werden eröffnet. Kirgistan ist am weitesten und am freisten. In Kirgistan sind die Landschaft wie die Menschen sanft. Kirgistan ist eine gute Feriendestination im Sommer und dank des Skitourens vermehrt auch im Winter. Als Einstieg in Zentralasien würde ich Kirgistan empfehlen. Die Natur ist schön und dank CBT einfach zu erleben.
Ich empfehle diese Länder besser früher als später, oder besser früher und später zu besuchen. Sie sind im Wandel und in zehn Jahren werden es „andere Länder“ sein. Beispielsweise wurde in Duschanbe gerade der Gemüsemarkt abgerissen und es werden moderne Gebäude gebaut.
Dank des russischen und sowjetischen Reiches fühlen sich diese Länder in den Städten eigentlich ziemlich europäisch an.
Dschinghis Khan gefiel mir früher. Die vielen zerstörten Städte änderten meine Meinung. Er hat nicht wie Alexander der Grosse die Städte einfach erobert, sondern diese danach dem Erdboden gleich gemacht.
Alle diese Länder waren sicher.
Nachtrag
[Aktualisierung 15.08.2018: Am 31.07.2018 gab es einen Terroranschlag auf der Pamir-Route. Junge Männer fuhren mit einem Auto in eine Gruppe Velofahrer, darunter ein Schweizer und seine Frau. Der Mann verstarb. Solche Attacken sind kaum kalkulierbar. Diese können überall passieren, Frankreich, Spanien, Schweiz oder Tadschikistan. NZZ Blick.]
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Ich benötige mehr als einen Tag um einen Artikel zu schreiben. ↩︎