SOS: Ignorante Chefs in der Arztpraxis! Wie die Ergebnisse einer Mitarbeiter-Zufriedenheitsbefragung das Versagen der Praxisführung offenlegen / Fallstudie

Was geschieht, wenn sich niedergelassene Ärzte fast ausschließlich um medizinischen Belange kümmern? Das Ergebnis einer Praxisanalyse mit integrierter Mitarbeiterbefragung in einer hausärztlich-internistisch ausgerichteten Arztpraxis, in der zwei Ärzte, drei Vollzeit- und fünf Teilzeit-Kräfte arbeiten, zeigt die negativen Folgen eindrucksvoll. Die als Schulnote bestimmte durchschnittliche Arbeitszufriedenheit des Teams liegt bei einem Wert von 4,8. Die beiden Praxisinhaber streben strategisch ein Praxis-Wachstum an, seit Gründung des Praxisbetriebs vor acht Jahren wurde jedoch noch nie eine Organisationsanalyse durchgeführt (“Zu teuer!”), es finden keine Führungsgespräche statt (“Keine Zeit!”), ebenso existieren keine Arbeitsziele (“Das sieht doch jeder, was zu tun ist!”). Die Produktivität des Betriebs liegt 30% unter dem Wert vergleichbarer Praxen, die Patientenanzahl ist rückläufig, die Patientenzufriedenheit schlecht.
Und diese Veränderungen wünscht sich das Personal:
Mitarbeiterin 1:
– Bessere Zusammenarbeit im Team
– Auch ´mal ein Lob von den Chefs bekommen
– Bessere Laune von den Chefs
– Nicht so viel negative Orientierung, Probleme sachlich aufarbeiten
– Wenn etwas schief läuft, direkt ansprechen, nicht anonym im Teamgespräch
Mitarbeiterin 2:
– Verbesserungen mit Feedback
– Teambesprechungen in kürzerem Turnus, wenn nötig, auch bei Bedarf einberufen
– Aufgabenverteilung bzw. Zuständigkeiten besser verteilen: einige sind total überlastet, andere haben hingegen keinerlei Verantwortlichkeit für einen speziell definierten Bereich
Mitarbeiterin 3:
– Wertschätzung der geleisteten Arbeit jeder Kollegin
– Kollegiales Verhalten (Hilfe) der Kolleginnen, wenn Bereiche der Praxis überlastet sind
– Optimierung der Terminplanung
– Mehr Freundlichkeit der Ärzte gegenüber dem Personal, auch mal positives Feedback und Lob bei Teambesprechungen
Mitarbeiterin 4:
– Besseres Personalmanagement, d. h. genügend Neueinstellung, wenn eine Helferin die Praxis verlässt
– Keine “Strafen” wie z. B. Streichung des Betriebsausflugs aufgrund vieler Krankheitsfälle des Personals; diejenigen, die alles am Laufen halten, sind die Dummen!
– Ruhigerer Arbeitsablauf bei Untersuchungen
– Höhere Wertschätzungen der Assistenten
– Mehr Lob und Anerkennung
Mitarbeiterin 5:
– Mehr Kommunikation untereinander
– Jeder sollte überall einsetzbar sein
– Die Arbeit auch in anderen Bereichen der Praxis sehen und nicht ignorieren
Mitarbeiterin 6:
– Mehr Kommunikation im Team würde schon zu effizienterem Arbeiten führen
– Am Ende der Woche z. B. ein paar lobende Worte des Chefs und die Arbeits-Motivation würde besser werden
– Ein zweiter Azubi oder eine weitere Halbtages-Kraft würden helfen, Überstunden zu reduzieren und die Arbeitszufriedenheit zu erhöhen, zudem könnten sie bei Krankheit einspringen
Mitarbeiterin 7:
– Freundlicherer Umgangston
– Vermeiden von hektischem Arbeiten in Stress-Situationen
– Klare Aufgabenverteilung
Mitarbeiterin 8:
– Auch mal ein Lob “von oben”

Ein Einzelfall? Im Gegenteil! Sehr viele niedergelassene Ärzte kümmern sich nur wenig um das Management ihrer Praxen (Häufig ohne Ziel und Plan: Betriebswirtschaftliche Unternehmensführung und Finanzmanagement in der Arztpraxis). Das kostet alle Beteiligten nicht nur Energie und Nerven, sondern schmälert auch den Praxisgewinn. Das Geld liegt in diesem Fall nicht auf der Straße, sondern in der Praxis!

Der Buch-Tipp zum Thema: Das Benchmarking-Praxisanalyse-System

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